haeuserfuerniasMeldung vom 30.01.2005

Die Liberale Frauen (LIF) informieren sich über die von der Flutwelle verwüstete Insel Nias in Indonesien.

Auf Einladung der LIF, Liberalen Frauen, Bezirk Ludwigsburg informierte die Südostasien-Referentin und Wissenschaftlerin Christine Schreiber aus Tübingen. Die Ethnologin, die enge Verbindungen zu der Insel Nias hat, vernetzt in Süddeutschland das Projekt von Rolf-Petersen für die Fluthilfe in die Region Nias. Sie berichtete anschaulich über den Stand der Hilfsmaßnahmen und laufenden Hilfsprojekte.

 

Bereichert wurde die Informationsveranstaltung auch durch fundierte Diskussionsbeiträge von Horst Krank, Leiter des Diakonischen Werks in Ludwigsburg, der von 1971-1976 in Nias als Missionar über die VEM tätig war und die Kontakte zwischen NIAS und dem Landkreis Ludwigsburg vermittelt.

NIAS, die kleine überschaubare Insel Indonesiens hat in etwa die Länge der Strecke Ludwigsburg – Ulm (ca. 120km Länge) und eine Breite von 40 km. Als Opfer der Flutwelle werden 128 Personen nach amtlicher Bestätigung betrauert und 93 Personen vermißt. 4000 Menschen sind seither obdachlos.

Die Soforthilfe für Nias greift gut. Dies auch im krassen Gegensatz zu der Region Aceh, in der zum Teil die Machtinteressen innerer und äußerer Kräfte im Vordergrund stehen. Frau Schreiber, die im Batak-Land lebte, Mitglied des Klans der Simalango auf Samosir ist, berichtete auch über die Besonderheiten, die Aceh betreffen.

In Aceh ist mit direkter, persönlicher Hilfe schwieriger anzusetzen. Hilfsgelder gehen hier über große Organisationen, die sich mit der Regierung in einem Bürgerkriegsgebiet abstimmen müssen. Das Militär ist dort nicht nur zu Aufräumarbeiten, sondern auch zur Kontrolle der Bevölkerung und kämpft noch mit den Rebellen weiter. Die Tausenden Obdachlosen sollen in einigen wenigen großen Massenlagern untergebracht werden. Durch die Machenschaften des Militärs, den Bürgerkrieg und die Flutkatastrophe leiden die Frauen und die Kinder dort am meisten, weshalb Organisationen verstärkt versuchen, statt „Massenlager“ verstärkt Schutzräume für Frauen und Kinder zu schaffen.

Diese Problematik stellt sich in Nias nicht. Hilfe kommt hier direkt an.
Dies liegt vor allem an den vorhandenen Strukturen, die die Kirchen-Missionen, hauptsächlich die Protestantische, die dort seit 1936 aktiv ist, aber auch die Katholische, aufgebaut haben. Weitere Gründe der gut funktionierenden Soforthilfe liegen auch in der christlichen Kultur, im ausgebauten Tourismus, der funktionierenden Infrastruktur im Landesinnern und nicht zu vergessen in den vielen persönliche Verbindungen zwischen Deutschen und Niasern, die die Verwendung der Hilfsgelder vor Ort überwachen.

Der „Masterplan“ der Hilfsmaßnahmen konzentriert sich so auf die Planung und den Einsatz von mittelfristigen und langfristigen Spenden.

Die Katastrophe soll als Chance zur Verbesserung der vorherigen Situation gesehen werden.
Geplant ist in NIAS als mittel- und langfristige Hilfsmaßnahme, eine gute medizinische Versorgung, eine Poli-Klinik, Schulen, eine gute Infrastruktur und natürlich Häuser für die 4.000 Obdachlosen.

Hierzu wurde dieser Tage in Nias eine neue Koordinationsstelle geschaffen mit beteiligten staatlichen Stellen, Verbänden und Organisationen, bei der auch der Entwickler des "Häuslebau-Projekts“ der deutsche Ingenieur Rolf Petersen aus Hamburg, der viele Jahre auf Nias gelebt und gewirkt hat, als Berater teilnimmt. Auf seine Initiative hin wurde ein landestypisches Haus konzipiert, das für die Flutopfer erstellt werden soll. Die Kosten eines komplett erstellten Hauses werden sich auf ca. 3.000 Euro belaufen.


Frau Schreiber ging, auf Anregung der Liberalen Frauen, auch umfassend auf die Möglichkeiten der Unterstützung der Flutopfer ein.

Finanzierungsmöglichkeiten für kommunale Entwicklungspartnerschaften über Stiftungen, EU, manche Bundesländer und Netzwerke sind möglich. Für kleinere Patenschaften müssen im Vorfeld administrative und logistische Fragen geklärt werden. Wer ist Kontaktperson vor Ort? Welches Projekt soll gefördert werden? Wie soll das Projekt gefördert werden, einmalig oder dauerhaft, uvm.

Die Referentin empfahl, jegliche Unterstützung über Organisationen zu tätigen, die vor Ort präsent sind und Rückmeldungen über die Entwicklungen geben können. Dies sei unabdingbare Voraussetzung für die Gewissheit, dass Spendengelder auch bei den Bedürftigen ankommen. Immerhin steht Indonesien auf dem Korruptionsindex ganz oben.
Für Ludwigsburg erfüllt das Diakonische Werk diese Voraussetzungen voll und ganz.


Quelle: >>> FDP Baden-Württemberg