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Projektbeschreibungen

Projektbeschreibungen

Medizinische Grundversorgung

Medizinische Grundversorgung in Indonesien

Unter Federführung der DIGM wurde durch die German-Indonesian Healthcare Development Group im Zeitraum 2013-2017 in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen deutschen und indonesischen Ministerien, mehreren Universitäten und der ICME Healthcare GmbH ein Konzept erarbeitet, wie eine medizinische Grundversorgung vor allem in ländlichen und angelegenen Regionen Indonesiens mit den vorhandenen Ressourcen ermöglicht werden kann. Hierbei bietet die deutsch-indonesische Zusammenarbeit umfangreiche Möglichkeiten. Gleichzeitig konnten Investoren gefunden werden, die an der Entwicklung des Gesundheitssystems in Indonesien interessiert sind. Dafür steht auch die Asian Development Bank als politisch getragener Projektpartner zur Verfügung.

 

Im Ergebnis entstand ein Konzept unter dem Titel "Equal access to family-based primary healthcare in Indonesia - Implementation Roadmap", das derzeit in den zuständigen Ministerien zur Beratung vorliegt.

Mutter-Kind-Sterblichkeit

Gruppenbild DIGM

Als gemeinsames Forschungsprojekt zwischen verschiedenen DIGM-Partnern (Muhammadyiah University Yogyyakarta, Universitätsklinikum Münster) werden Versorgungsforschungsfragen zur Verbesserung der Mutter-Kind-Sterblichkeit in Indonesien bearbeitet. Hierbei orientiert sich das Projektteam an den Sustainable Development Goals (SDG) der WHO. Ein Austausch von Doktoranden und Hospitanten in beide Richtungen hat hier zu erfolgreicher wissenschaftlicher Kooperation und gemeinsamen wissenschaftlichen Publikationen geführt.

 

Schiffskrankenhäuser

Schiffskrankenhaus

Die DIGM unterstützt die Aktivitäten von DoctorSHARE e.V., einem Verein, der in Indonesien Schiffskrankenhäuser zur medizinischen Grundversorgung der zahlreichen Inseln betreibt.

 

http://www.doctorshare.org/en/

Bildungsprojekte

Indonesisch-deutsche Konferenz 2014

Zwischen der Nordakademie Graduate School und der Fakultät für Public Health der Universitas Indonesia in Jakarta wurde durch Vermittlung der DIGM eine Bildungspartnerschaft vereinbart. Diese hat zum Ziel, gemeinsame Masterprogramme für Healthcare Management mit internationaler Akkreditierung aufzubauen.

 

Die Ausbildung von indonesischen Pflegekräften und Ärzten zur Umsetzung von Krebsvorsorgeprogrammen unterstützen Mitglieder der DIGM langjährig als Organisatoren und Referenten.

BATAK von Dr. Helga Petersen

BATAK

Das Medizinhistorische Museum mit der Hörsaalruine der Charité Berlin war eine ehrwürdige Kulisse für die 20-jährige Jubiläumsfeier der DIGM im November 2016. Neben dem Botschafter Indonesiens waren zahlreiche Persönlichkeiten aus Medizin und Kultur beider Länder gekommen, hörten die Festreden und Vorträge und tauschten Informationen aus. Höhepunkt der Veranstaltung war die Buchvorstellung der Neuerscheinung “Sie kamen als Forscher und Ärzte - 500 Jahre Deutsch-Indonesische Medizingeschichte” durch Prof. Dr. med. H.J. Freisleben.

Ich hatte die Gelegenheit, zusammen mit der Studentin Giuseppina Monaco, zwei toba-bataksche Manuskripte (pustaha) aus gefaltetem Baumbast aus unserem Familienbesitz zu präsentieren, die mein Großvater, Missionsarzt Dr. Johannes Winkler, von einem befreundeten “Zauberpriester” und traditionellen Heiler erhalten und von seiner 25-jährigen Arbeit vor 100 Jahren aus Sumatra mitgebracht hatte. Durch meine Anregung wurde das größere der beiden pustaha von Giuseppina als linguistische Magisterarbeit für die Universität L’ Orientale Napoli transkribiert, ins Italienische übersetzt, beschrieben, analysiert und gedeutet. Diese Arbeit wurde fast vollständig von Christian Feichtinger vom romanischen Seminar der Universität Freiburg ins Deutsche übersetzt.

Der Inhalt handelt von offensiver und defensiver Magie mit Anleitungen zur Durchführung von Orakel-Ritualen und zur Herstellung magisch wirkender Objekte, mit denen man irdische Feinde abschrecken oder gar vernichten, die eigenen Soldaten aber schützen wollte. Dabei dienten u. a. die 19 Buchstaben des batakschen Alphabets selbst als magische Zeichen. Vielen rot-schwarzen Zeichnungen ist die Anrufung einer Gottheit oder Geistermacht zugeordnet. Der Text ist nicht immer verständlich. Die alte bataksche Schrift mit Sätzen ohne Punkt und Komma erfordert Sprachkenntnisse, damit die langen Buchstabenreihen in Worte getrennt werden können. So haben Sprach- und Religionswissenschaftler mit ihrem Wissen über die untergegangene Batakkultur seit jeher versucht, die Texte zu deuten. Deren Sinn wird dabei nicht unbedingt immer klar, es bleibt eine Annäherung.

In vielen Bibliotheken und Museen weltweit, vor allem in Europa, werden Hunderte solcher pustaha unter bestmöglichen klimatischen Bedingungen aufbewahrt. So sind sie weitgehend vor Insektenfraß und Schimmel geschützt und können für ethnologische Forschungen genutzt werden. 

Im Sommer 2020 wurden beschriftete Artefakte aus der Sammlung von Johannes Winkler für das ehemalige Museum für Völkerkunde Hamburg, darunter auch diese beiden pustaha, in Ausstellungen des MARKK (Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt) und des CSMC (Centre for Studies of Manuscript Culture) der Universität sowie im Indonesischen Konsulat Hamburg unter dem Titel “Die Macht der Schrift” gezeigt. Es erschien ein zweisprachiger (deutsch- englisch) hochwertiger Ausstellungskatalog, online unter https://www.csmc.uni-hamburg.de/publications/mc/mc14.html.


Hintergrundinformationen über diese alte Glaubenswelt, Kultur und Medizin finden Interessierte in “Religion und Heilkunst der Toba-Batak auf Sumatra”, meiner Neuauflage von 2006 des ethnologischen Klassikers “Die Toba-Batak auf Sumatra – in gesunden und kranken Tagen. – Ein Beitrag zur Kenntnis des animistischen Heidentums” von Johannes Winkler von 1925. Es liegen noch einige gedruckte Exemplare vor, ebenso von “Sie kamen als Forscher und Ärzte”, zu beziehen über helga.petersen@gmx.de oder beim Rüdiger Köppe Verlag. Weitere Informationen bietet die Website www.sidihoni.com. 


Kemampuan Pencapaian Tetes Mata Amfoterisin B Liposom

THALASSÄMIEPROJEKT von Seruni K.U. Freisleben und Hans Joachim Freisleben

Hämoglobin (HbA) besteht aus vier Globinketten mit jeweils einem Häm-Eisen als Sauerstoff bindendes Zentrum. Adulte rote Blutkörperchen enthalten normalerweise HbA (α2β2) >95%, HbA2 (α2δ2) 2-3%, fetales HbF (α2γ2) <1%. Die Struktur der Globinketten ist genetisch festgelegt. Nach der Geburt wird der zuvor hohe Anteil der fetalen γ-Kette weitgehend durch die ß-Ketten ersetzt.


Hämoglobinopathien sind autosomatisch-rezessiv vererbte Erkrankungen. Die meisten der über 1000 identifizierten Mutation und Deletionen sind zwar medizinisch unbedeutend, viele führen aber auch zu klinisch relevanten Hämoglobinvarianten oder Thalassämien, die bekannteste ist die Sichel-zellenanämie (HbS) in Afrika und Indien und Thalassämien (Mittelmeer-Anämie) hauptsächlich in einem breiten Gürtel vom Mittelmeer bis Südostasien. In SO-Asien kommt auch eine weitere Hb-Variante vor, HbE, teilweise gemeinsam mit ß-Thalassämie. 


Bei den Thalassämien ist das Verhältnis der α- zu ß-Globinketten und damit auch der Sauerstoff-transport gestört. Daher unterscheidet man α- und β-Thalassämien neben einigen weniger häufigen Sonderfällen. In Indonesien sind vor allem ß-Thalassämien prävalent, darunter auch die Mischform mit HbE. Klinisch unterscheidet man Th. intermedia und major. Träger eines Thalassämie-Gens ohne klinische Symptomatik (Th. minor oder ‘trait‘) sind jedoch genetisch relevant. 


Bei ß-Thalassämie major (Cooley-Anämie) fehlen die ß-Globinketten weitgehend und die Patienten sind auf regelmäßige Bluttransfusionen angewiesen, um zu überleben. Splenomegalie macht u.U. Splenektomie nötig. Bei der Intermedia Form ist die Produktion der ß-Globinketten stark reduziert, aber nicht ganz abwesend. Diese Patienten benötigen Bluttransfusionen meist nur gelegentlich.   


Bereits bei den Intermedia-Patienten ist die Eisenresorption aus dem Gastro-Intestinal-Trakt erhöht und führt mit der Zeit zu Eisenüberladung des Körpers. Durch die Bluttransfusionen wird die Eisenüberladung enorm verstärkt, am meisten natürlich durch regelmäßige Transfusionen bei der Major-Form.


Eisen wird im Körper streng sequestriert und kontrolliert, insbesondere durch die Transport- und Speicherproteine Transferrin und Ferritin. Andererseits werden in den meisten redox-aktiven Enzymen (Biokatalysatoren der Reduktions-Oxidations-Prozesse im Körper) Eisenatome wegen ihrer Ein-Elektronen-Übergänge benötigt. Bei Eisenüberladung wird das Kontrollsystem des Körpers überlastet und freies, nicht sequestriertes Eisen generiert in biologischen Systemen zytotoxische freie Radikale. Außerdem wird überschüssiges Eisen in Organen abgelagert (Hämosiderose, erworbene Hämochromatose), da es nicht über die Niere und nur ganz minimal über den Darm ausgeschieden werden kann (außer bei Blutungen, Menstruation; Aderlässe sind bei Thalassämie kein Mittel der Wahl). In jedem Fall zerstören freies Eisen und die eiseninduzierten freien Radikale sukzessive Blutzellen und lebenswichtige Organe, Leber, Pankreas, Herz; Sauerstofftransport und Energie-, Zucker- und Lipid-Stoffwechsel werden massiv gestört. 


Von dieser Zerstörung sind besonders auch die Erythrozyten betroffen, thalassämisches Hämoglobin bindet Sauerstoff nicht „oxygeniert“, es wird selbst oxidiert und kristallisiert in den Erythrozyten als eine Form von Methämoglobin bzw. co-polymerisiert als Hemichrom an der Erythrozytenmembran mit Bande-3 Protein.  

Röntgenstrukturanalyse des Häm-Porphyrinrings mit zentralem Eisen aus normalem (links) und aus Hb E/ß-thlalassämischem (rechts) Deoxy-Hämoglobin (XAFS-derived molecular structure of the active site of R-deoxyHb and thalassemic R-deoxyHb). Neben der Fixierung im Porphyrinring ist die Bindung des Eisenatoms an den Imidazolring des proximalen Histidins (His) der Globinkette dargestellt (hellblau = C-Atome, dunkelblau = N-Atome, weiß = Eisenatom). Der Unterschied des annähernd planaren normalen Porphyrinringsystems und des verzerrten thalassämischen Ringsystems ist gut erkennbar: Das stärker zum His hin gebundene Eisenatom liegt nicht mehr in der Ebene des Prophyrinrings und ist nicht in der Lage bei der Oxygenierung das Sauerstoffmolekül gegenüber dem His reversibel zu binden wie normales Hb. Das HbE/ß-thalassämische Hämoglobin wurde aus dem Blut eines indones. Patienten isoliert und in Kooperation mit der Universität Sydney im Synchrotron der Universität Stanford (Kalifornien) vermessen [Darstellung aus der Dissertation von Seruni K.U. Freisleben]. Im Schema darunter ist die Schädigung der Erythrozyten durch den oxidativen Stress bei Intermedia- und Major-Patienten dargestellt. 

Wegen der organschädigenden Eisenüberladung ist neben (bislang eher seltenen) genetischen Therapieansätzen bei der Behandlung der Thalassämien die Eisen-Chelatisierung unerlässlich, in Indonesien ein sowohl therapeutisches als auch finanzielles Problem.

Therapeutisch gesehen ist Thalassämie daher nicht nur eine genetische Erkrankung, sondern auch eine „Parade“-Erkrankung für eisenbedingten massiven oxidativen Stress. Regelmäßige Behandlung mit chemischen Eisen-Chelatoren ist für die meisten Familien in Indonesien zu teuer, war bislang auch therapeutisch aufwendig und ist außerdem mit Nebenwirkungen für die jungen Patienten behaftet. Daher haben wir in internationalen Kooperationsprojekten die Auswirkungen des oxidativen Stresses auf die Patienten untersucht, anschließend im Tierversuch Extrakte aus dort heimischen Arzneipflanzen auf ihre Eisen komplexierende und ausscheidende, gleichzeitig auch anti-oxidative Wirkung. Wir beschränken uns hier auf Extrakte aus den Blättern des Mangobaums und das darin enthaltene Mangiferin als Wirksubstanz. Patentierung in Indonesien und Antrag auf Zulassung bei MPOM laufen.

Projektbeteiligte

P.A.W. Wahidiyat (Pädiatr. Hämatologie, Thalassämie Station, RS Cipto Mangunkusomo);

S.K.U. Freisleben, V. Kurniati, P. B. Prasetyo, S. Handayani, C. Adhiyanto, I.R. Fani, J. Hidayat, D. Ratih, A. Estuningtyas, T. Wahyuni, P. Fajri, R.R. Soegianto,

Na Peng Bo, E.H. Poerwaningsih, W. Ramelan, R. Setiabudy, H.J. Freisleben (alle Universitas Indonesia);

K. Zwicker (Uniklinikum Frankfurt am Main);

P. Lay, R. Armstrong (University of Sydney, Australien).

Publikationen:

Estuningtyas A., Wahyuni T., Wahidiyat P.A., Purwaningsih E.H., Freisleben H.J., (2019) Mangiferin and mangiferin-containing leaf extract from Mangifera foetida L for therapeutic attenuation of experimentally induced iron overload in a rat model. J. Herbmed. Pharmacol. 8(1), 21-27. doi: 10.15171/jhp.2019.04

Estuningtyas A., Setiabudy R., Wahidiyat P.A., Freisleben H.J. (2018) The Role of Mangiferin in the Prevention of Experimentally Induced Iron Overload in an Animal Model. Drug Res. DOI: https://doi.org/10.1055/a-0667-8530 

Estuningtyas A., Zwicker K., Wahyuni T., Fajri P., Wahidiyat P.A., Freisleben S.K.U., Freisleben H.J. (2018) Are mangiferin and mangiferin-containing plant extracts helpful for iron-loaded transfusion-dependent and non-transfusion-dependent thalassaemia patients? Biomed. Pharmacol. J. 11(1), 29-43, http://dx.doi.org/10.13005/bpj/1345

Fajri P., Estuningtyas A., Louisa M., Freisleben H.J. (2018) The preventive effect of Mangifera foetida L. leaf extract administered simultaneously to excess iron on markers of iron overload in Sprague-Dawley rats. Med. J. Indones, 26(4), 246–252. http://dx.doi.org/10.13181/mji.v26i4.1829

Batubara N.R., Adhiyanto C., Fahmida U., Freisleben H.J. (2017) Hemoglobin E Allele Screening in Adolescent Girls at Kepanjen and Gondanglegi Districts, Malang Regency, East Java-Indonesia. Adv. Health Sci. Res. 10, 187-190.

Wahyuni T., Sari S.P., Estuningtyas A., Freisleben H.J. (2015) Toksisitas Ekstrak Etanol Mangifera foetida L. sebagai Pengkelat Besi Ditinjau dari LD50 dan Komponen Sel Darah. Pharm. Sci. Res. 2(3), 124-134.

Dewajanthi A.M., Lubis V.M.K., Wanandi S.I., Gatot D., Soegianto R.R., Freisleben S.K.U., Wahidiyat I., Freisleben H.J. (2014) A 65 bp deletion in band 3 gene of β-thalassemia patients in Indonesia. Southeast Asian J. Trop. Med. Public Health 45(1), 184-187.

Freisleben S.K.U., Hidayat J., Freisleben H.J., Poertadji S., Kurniawan B., Na Peng Bo, Handayani S., Wahidiyat P.A., Soegianto R.R. (2011) Plasma lipid pattern and red cell membrane structure in ß-thalassemia patients in Jakarta, Med. J. Indones. / DIGM Medical Journal, 20(3), 178-184.

Freisleben H.J., Hidayat J., Handayani S., Udyaningsih-Freisleben S.K., Kurniati V., Adhiyanto C., Laksmitawati D.R., Kusnandar S., Dillon H.S.D., Munthe B.G., Wirawan R., Soegianto R.R., Ramelan W. (2005) Blood lipids and oxidative stress in ß-thalassemia patients in Jakarta, DIGM Medical Journal II/1, 11-16.

Laksmitawati D.R., Handayani S., Udyaningsih-Freisleben S.K., Kurniati V., Adhiyanto C., Hidayat J., Kusnandar S., Dillon H.S.D., Munthe B.G., Wirawan R., Soegianto R.R., Ramelan W., Freisleben H.J. (2003) Iron status and oxidative stress in ß-thalassemia patients in Jakarta, BioFactors 19, 53-62.

Udyaningsih-Freisleben S.K., Kurniati V., Prasetyo P.B., Handayani S., Adhiyanto C., Soegianto R.R., Pudiantari R., Munthe B.G., Ramelan W., Freisleben H.J. (2003) Isolated erythrocyte membranes of transfusion-dependent and non-transfused thalassemia patients in Jakarta – investigated by electron paramagnetic resonance spectroscopy, BioFactors 19, 87-100.

Primaquine-chitosan Nanoparticle Improves Drug Delivery to Liver Tissue in Rats von Hans Joachim Freisleben

Archaea aus indonesischen Vulkangebieten und Einsatz von archaealen tetra-Ätherlipiden in der Liposomen- und Nanotechnologie von Hans Joachim Freisleben

Als mir 1988 die Leitung des Labors für Mikrobiologische Chemie in der Uniklinik Frankfurt von dem damaligen Unipräsidenten Prof. K. Ring übertragen wurde, übernahm ich auch die dort bereits begonnene Archaeen-Forschung, insbesondere mit einem in heißer Schwefelsäure fermentierten Laborstamm von Thermoplasma acidophilum. In Indonesien arbeitete ich später in einem Umfeld von natürlichen Quellen für Archaeen. Lange versuchte ich neben meinen primären Lehr- und Forschungsaufgaben nach und nach Interesse für die Archaeen-Forschung in Indonesien zu wecken. Dies war insofern schwierig, da bei der Vergabe von Forschungs-geldern innerhalb eines Jahres publizierbare Ergebnisse möglichst auch mit praktischer Nutzanwendung erwartet werden, also keine gute Atmosphäre für Grundlagenforschung.

Im Rahmen der Entwicklung moderner Träger- und Transportsysteme für Diagnostika, Impf- und Arzneistoffe mit Grundsubstanzen aus heimischen Quellen verwendeten und untersuchten wir dann Chitosan und Chitosan-Alginat-Komposite zur Herstellung wirkstoffbeladener Nanopartikel, sowie Sojalezithin und archaeale tetra-Ätherlipide in der Liposomentechnologie. Diese Grundstoffe können aus heimischen Quellen gewonnen werden: Chitosan aus dem Chitin der Schalenabfälle von Krebstieren, Seetang und Algen bieten schon traditionell Ausgangsstoffe wie Agar-Agar und verschiedene Alginate, Soja und Palmöl liefern Lipide und lipophile Antioxidantien. Eine besondere Stellung nehmen die Ätherlipide der Archaeen ein, da sie aus extremophilen Mikroorganismen mit ungewöhnlichen Habitaten gewonnen werden, z.B. Vulkanen oder heißen Schwefelquellen. Durch die Anwendungsorientierung konnten wir schließlich auch die Erforschung dieser Mikroorganismen in Angriff nehmen.     

Innerhalb des Gesamtprojektes „Drug Development and Delivery Systems“ wurden folgende Einzelprojekte durchgeführt:

1) Es wurden verschiedene liposomale Systeme entwickelt und getestet, u.a. Liposomen aus Sojalezithin, um Entzündungen und Nekrosen zu verhindern, die nach Injektionen von Lezithin zusammen mit Desoxycholat als Lösungsvermittler auftreten. Entsprechende Patente sind in Indonesien beantragt, z.T. auch schon erteilt.

2) Industriell gefertigtes liposomales Amphotericin-B (L-AmB) wurde erfolgreich gegen experimentelle Keratomykosen am Kaninchenauge eingesetzt. Eine kleine klinische Studie zur Behandlung von Keratomykosen beim Menschen wurde anschließend gestartet.

3) Das Malariamittel Primaquine (Primaquine-Phosphat) wurde in Chitosan-Nanopartikel von 200-250 nm Durchmesser inkorporiert, um seine Pharmakokinetik vom Blut (dem Ort der dosislimitierenden Nebenwirkungen, vor allem Hämolyse) hin zum Wirkort in der Leber zu verschieben. Dies gelang überzeugend im Mausmodell; die Methode wurde in Indonesien patentiert.

4) Verschiedene Naturprodukte (z.B. Extrakte aus Centella asiatica oder Mangoblättern bzw. deren Wirkstoff Mangiferin) wurden in Nanopartikel aus Chitosan oder Chitosan-Alginaten inkorporiert, um ihre natürlicherweise geringe Bioverfügbarkeit zu verbessern.

5) Zur Entwicklung stabiler Liposomen als Arzneistoffträger unter Verwendung von archaealen tetra-Ätherlipiden wurden Expeditionen zu Vulkanen unternommen, Isolate von dort in den Laboratorien indonesischer Universitäten weiter gezüchtet und verschiedene thermo-azidophile Archaeen identifiziert, darunter Sulfolobus species und Thermoplasma volcanium neben dem uns bekannten Laborstamm von Thermoplasma acidophilum, sowie 2019 erstmalig in Indonesien Picrophilus torridus.

Gereinigte tetra-Ätherlipide wurden zur Herstellung stabiler Liposomen bzw. zur Stabilisierung von Liposomen aus den einfacher und kostengünstiger zu gewinnenden Soja-Lezithinen verwendet. Liposomen aus tetra-Ätherlipiden sind wesentlich stabiler gegen äußere Einflüsse wie Säure, Hitze, Oxidation, enzymatische, mechanische und biologische Belastung (Druck, Reibung, Kontamination). Daher sind sie bei Lagerung und auch im Magen-Darmtrakt stabiler, können im Gegensatz zu herkömmlichen Liposomen auch oral appliziert werden (z.B. zur oralen Applikation von inkorporiertem Insulin oder Vakzinen etc). 

Kooperationspartner


Purwaningsih E.H., Freisleben S.K.U., Handayani S., Santoso I., Malik A., Mulyanto C., Luthfa Z., Saleh R., Amalia H., Estuningtyas A., Yulianti L., Purwoko R.Y., Ridwan R., Sitompul R., Freisleben H.J. (Universitas Indonesia, Jakarta-Depok)

Adhiyanto C., Rahmawati N.M., Saibi Y., Nasir N.M., Hendarto H., Sari F.R., Harriyati Z., Ekayanti F. (Universitas Islam Negeri, Jakarta-Ciputat)

Oertl A., Antonopoulos E. (Uniklinik Frankfurt am Main)

Huber H., Thomm M. (Archaeenzentrum Universität Regensburg)

Schnitzler P. (Mikriobiologie/Virologie, Uniklinik Heidelberg).

Publikationen


Adhiyanto C., Rahmawati N.M., Saibi Y., Nasir N.M., Hendarto H., Sari F.R., Harriyati Z., Ekayanti F., Schnitzler P., Freisleben H.J. (2021) Identification of the Archaeon Picrophilus torridus isolated and cultured from Tangkuban Perahu and Dieng Plateau on Java Island, Indonesia. Eco. Env. & Cons. 27(3), 235-244.

Purwaningsih E.H., Oertl A., Freisleben S.K.U., Freisleben H.J. (2021) How Can Immunosuppression after Organ Transplantation be made more Effective and Safer? – A Review on Liposomal Formulations with Consideration of Archaeal Tetraetherlipid. Biomed. Pharmacol. J. 14(1), 33-52. https://dx.doi.org/10.13005/bpj/2097

Amalia H., Estuningtyas A., Ridwan R., Sitompul R., Adawiyah R., Freisleben H.J. (2020) Pharmacokinetic and Toxicological Studies of Liposomal Amphotericin B Eye Drops on the Rabbit Eye. Int. J. Pharm. Res. 12(4), 1828-1834.

Freisleben H.J. (2019) The Main (Glyco) Phospholipid (MPL) of Thermoplasma acidophilum. Int. J. Mol. Sci. 20(20), 5217. DOI: 10.3390/ijms20205217

Purwoko R.Y., Rosliana I., Purwaningsih E.H., Chaidir, Freisleben H.J., Pawitan J.A. (2016) Liposome Formulation of Soybean Phosphatidylcholine Extract from Argomulyo Variety Soy to Replace the Toxicity of Injectable Phosphatidylcholine Solution Containing Sodium Deoxycholate. Int. J. PharmTech Res. 9(2), 166-175.

Yulianti L., Mardliyati E., Bramono K., Freisleben H.J. (2016) Time- and Dose-Dependent Effects of Centella asiatica Ethanolic Extract Encapsulated into Chitosan Nanoparticles on Collagen III Synthesis and Proliferation in Human Dermal Fibroblasts. Contemp. Engin. Sci. 9(2), 81 – 93. http://dx.doi.org/10.12988/ces.2016.512330 

Yulianti L, Bramono K, Mardliyati E, Freisleben H.J. (2016) Effects of Centella asiatica ethanolic extract encapsulated in chitosan nanoparticles on proliferation activity of skin fibroblasts and keratinocytes, type I and III collagen synthesis and aquaporin 3 expression in vitro. J. Pharm. Biomed. Sci. 6(5), 315–327.

Oertl A., Antonopoulos E., Freisleben S.U., Freisleben H.J. (2016) Stable archaeal tetraether lipid liposomes for photodynamic application: transfer of carboxyfluorescein to cultured T84 tumor cells. Med. J. Indones. 25(4), 196-206.

Luthfa Z., Freisleben H.J., Saleh R. (2015) Temperature and pH-dependent molecular dynamics of Thermoplasma acidophilum tetraether lipid membrane in a computer-simulated model. Int. J. Mat. Engin. Technol. 13(2), 161-185. http://dx.doi.org/10.17654/IJMETApr2015_161_185  

Hawa P., Purwantyastuti, Freisleben H.J. (2015) Primaquine-chitosan nanoparticles enhance drug delivery to liver tissue in mice. Clin. Exp. Pharmacol. 5, 4. http://dx.doi.org/10.4172/2161-1459.S1.008 

Malik A., Santoso I., Yehuda A., Freisleben S.K.U., Wanandi S.I., Huber H., Luthfa Z., Saleh R., Freisleben H.J. (2014) Characterization of Thermoplasma species cultured from sampling on Tangkuban Perahu, Indonesia. Microbiol. Indon. 8(1), 16-23.

Antonopoulos E., Freisleben H.J., Mulyanto C., Krisnamurti D.G.B., Estuningtyas A., Ridwan R. Freisleben S.K.U. (2013) Fractionation and purification of membrane lipids from the archaeon Thermoplasma acidophilum DSM 1728/10217. Separ.Purific.Technol. 110, 119–126.

Handayani S., Santoso I., Freisleben H.J., Huber H., Andi, Ardiansyah F., Mulyanto C., Luthfa Z., Saleh R., Freisleben S.K.U.,  Wanandi S.I., Thomm M. (2012) Archaeal life on Tangkuban Perahu - sampling and culture growth in Indonesian laboratories. Hayati J. Biosci. 19(3), 150-154. Available online at: http://journal.ipb.ac.id/index.php/hayati DOI: 10.4308/hjb.19.3.150.

Publikation der Botschaft der Republik Indonesien in der Bundesrepublik Deutschland aus Anlass des 70. Jahrestages der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern

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