Buchvorstellung Zweitbestattung von Julia Linder ISBN 978-3-9814706-3-5

Julia Linder studierte Asienwissenschaften sowie Religionen und Kunst in den Kulturen Asiens an der Universität Bonn. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklungen und Dynamiken religiöser Minderheiten im Kontext indonesischer Religionspolitik. Im Rahmen ihrer Promotionsstudien im Fach Religionswissenschaft an der Bonn International Graduate School - Oriental and Asian Studies (BIGS-OAS) arbeitet sie derzeit zum Buddhismus im heutigen Indonesien, betreut von Prof. Dr. Dr. Manfred Hutter. Das hier vorliegende Buch zur Zweitbestattung bei den Toba-Batak ist eine erweiterte und überarbeitete Fassung ihrer Masterarbeit.

„Zweitbestattung, die Exhumierung wichtiger Verstorbener und deren rituelle Beisetzung, war einst eine in vielen Gegenden der Welt verbreitete religiöse Praxis. Bei den christlichen Tobabatak auf Sumatra ist die Zweitbestattung bis heute, oder besser, heute mehr denn je, eines ihrer wichtigsten und aufwendigsten Rituale, auch darf sie nicht mehr rein „religiös“ genannt werden. Julia Linder hat dieses widersprüchliche Phänomen einer tiefgehenden religionswissenschaftlichen Analyse unterzogen.“

Dr. Johann Angerler

 Julia Linder liefert eine wissenschaftlich aktuelle Arbeit über die Einwirkungen der christlichen Mission auf die Ritualpraxis der Toba-Batak in Sumatra, Indonesien. Sie erläutert die Grundlagen der vorchristlichen Religion der Batak und die sozial-religiöse Bedeutung der Zweitbestattung. Trotz historischer Restriktionen und Verbote hielt sich das Ritual im Verborgenen und wird so zu einem widerständischen Element. Ein kritischer Blick zeigt die verschiedenen Ebenen von Re-Aktionen der Batak-Gesellschaft unter Krieg, Mission, Kolonialbesatzung und modernem, unabhängigen Staat. Dabei sind die Batak die Akteure in ihrer Historie - Protagonisten der Dynamik im rituellen Wandel.

 INHALTSANGABE

EINLEITUNG

GRUNDLEGENDE LITERATUR UND ZIELRICHTUNG

PERSPEKTIVWECHSEL: RE-AGIERENDE PROTAGONISTEN

METHODE & FRAGESTELLUNG

Bilderserie I 

1.  BATAK

1.1 ALTINDONESISCHE ETHNIE – STAMMESRELIGION
1.2 DER SCHÖFPUNGSMYTHOS : VOM „BEGINN DES SEINS“ ZU DEN „ZWEI SCHWESTERN“

Kosmische Existenz
Zwei Schwestern
Siboru Deak Parudjar
Menschenwelt und Reproduktion

1.3 DAS VERWANDTSCHAFTSSYSTEM DER TOBA-BATAK: DALIHAN NA TOLU – DIE DREI HERDSTEINE
1.4 TONDI, SAHALA UND BEGU – GRUNDLAGEN DER AHNENVEREHRUNG

Tondi
Sahala

1.5 BEGU – SUMANGOT – SOMBAON
1.6 DIE POLITISCH-RELIGIÖSEN ORGANISATIONSSTRUKTUREN: VON BIUS BIS ZUM SINGAMANGARAJA

Bius
Die Parbaringin
Die Paniaran und Sibaso
Der Singamangaraja

2.  KOLONIAL- UND MISSIONSGESCHICHTE

2.1 TINGKI NI PIDARI – DIE VORKOLONIALE EPOCHE AB 1825
2.2 ANFÄNGE DER MISSION: VON AUSSCHLUSS UND EINGLIEDERUNG, WIDERSTAND UND REAKTIONEN

Ausschluss
Das Neue Dorf
Die Zwei-Reiche-Lehre
Umgang mit altbatakschen Anteilen
Verquickung von Mission und Kolonialmacht
Reaktionen
Bilderserie II

2.3 ZWISCHENERGEBNIS
2.4 EXKURS: KATHOLISCHES CHRISTENTUM
Umgang mit altbatakschen Anteilen

3.  ZWEITBESTATTUNG BEI DEN BATAK

3.1 RITUALVERLAUF

Planungsphase
Vorbereitungsphase
Ritueller Hauptakt
Einzug und Begrüßung der Festgemeinde
Ritueller Mahlzeitentausch und gemeinsames Speisen
Gondang, Tortor und Gabenaustausch    75
Zweitbestattung im Ahnendenkmal und Schlachtung des Opferbüffels
Bilderserie III

3.2 ERGEBNIS: WAS LEISTET DAS RITUAL FÜR DIE BATAK?

Welten verbinden
Stabilisierung der Adat zwischen Mensch und Ahn
Zweitbestattung als Produkt zahlreicher Einflüsse
Bewahrung alten Symbolgehalts
Erhalt der Wirkmächtigkeit der Toten
Ritual zum wechselseitigen Übergang
Grenzöffnungen und Potenzierung
Vollzug des sozial-religiösen Kreislaufs – Pflichterfüllung und (Rück-)Wirkung

3.3 DAS ZWEITBESTATTUNGSRITUAL IM GESELLSCHAFTS-POLITISCHEN KONTEXT

Reorganisation und Veränderung von Ritualen
Zweitbestattungen seit Mitte des letzten Jahrhunderts
Indonesien im Umbruch

3.4 ERKLÄRUNGSMODELLE ZUM AUFLEBEN DER ZWEITBESTATTUNGEN

Der Singamangaraja XII:  Nationalheld und  Errichtung seines Mausoleums
Bewusste Bewegung gegen das frühere Vorgehen der Missionare
Migration der Batak
Heimatverbundenheit: Identitätsfaktor im urbanen Umfeld

3.5 ZWEITBESTATTUNGEN: ZWISCHENERGEBNIS
3.6 HERRSCHAFT – FREMDHERRSCHAFT?

Art des Wandels    

Wiederkehr    
Neu Aufbrechen    
Zeichen einer Entchristianisierung, einer Säkularisierung?
Aktualisierte Tradition
Neben- und Miteinander

4. ZWEITBESTATTUNGSRITUAL: FLEXIBLER KONSERVATISMUS UND AKTUALISIERUNGSPROZEß DES ZWEITBESTATTUNGSRITUALS IN REAKTION AUF DAS CHRISTENTUM

Flexibler Konservatismus
Aktualisierung
Reaktion auf das Christentum
Schlussgedanke

GLOSSAR FREMDSPRACHIGER BEGRIFFE

5. LITERATURVERZEICHNIS

© Hinweis: Ich danke Annette Günzler für die Bereitstellung des Fotos als Scan aus dem Fotoalbum ihres Großvaters Dr. med. Wilhelm Wagner; Missionsarzt in Pearadja.
Es wurde zwischen 1920 und 1928 aufgenommen, wahrscheinlich in der Gegend Simbolon an der Südwestküste Samosirs.

Im Oktober 2011 bereiste ich zusammen mit Annette Günzler Nordsumatra und erkundeten wir die Spuren ihres Großvaters in Balige und  Tarutung.
Wir erhielten freundliche Einladungen in das Krankenhaus von Balige, das ihr Großvater mit aufgebaut hatte, von der Kirchenleitung in Pearadja und von den Diakonissen in Siborongborong. Auch die Grabstätte von Dr. Wagner konnten wir ausfinsfindig machen und das Behinderten- bzw. Lepradorf bei Laguboti durfen wir besuchen.
Sie finden den Foto-Bericht dieser Reise hier >>>