Erschienen: 27.12.2005
© Schwäbisches Tagblatt
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Geld auf dem Konto
Es klemmt bei der Tsunami-Hilfe für Indonesien
KREIS TÜBINGEN (kai). Die Stadt Tübingen hat ein Jahr nach der Flutkatastrophe das Spendengeld für eine Schule in der Provinz Banda Aceh noch nicht überwiesen. Doch auch andere Projekte in Indonesien kommen nicht so wie geplant voran.
Auf dem städtischen Spendenkonto liegen immer noch rund 17000 Euro. Dazu kommen 5000 Euro, die die Stadt zugesagt hat. Dass das Geld noch immer nicht für den Wiederaufbau einer Schule in der Krisenregion ausgeschüttet worden ist, liegt an besonderen Widrigkeiten. "Unser Ziel ist es, das Geld erst dann zu überweisen, wenn die Verwendung für den von uns gewünschten Zweck auch wirklich gesichert ist", so Öffentlichkeitsreferentin Sabine Schmincke.
Doch in Banda Aceh hapert es offensichtlich. Tübingen stehe deshalb "in intensivem Kontakt mit der von der Bundesregierung beauftragten Organisation InWEnt und der deutschen Botschaft in Djakarta", so Schmincke. Derzeit werde geprüft, "inwieweit unsere Mittel für den Wiederaufbau einer anderen Schule eingesetzt werden können, die vielleicht nicht in Banda Aceh liegt und möglicherweise unsere Hilfe nötiger hat".
Allein in Deutschland wurden insgesamt 670 Millionen Euro für die Tsunami-Region gespendet. Ein Drittel ist nach dem Bericht der großen deutschen Hilfsorganisationen bisher ausgegeben, 147 Millionen sind für die nächsten Jahre verplant. Die Organisationen schätzen, dass der Wiederaufbau noch mindestens drei bis fünf Jahre dauern wird.
Die Wurmlinger Ethnologin Christine Schreiber lebte und forschte dreieinhalb Jahre in Südostasien. Sie hätte sich gewünscht, dass ein von ihr unterstütztes Projekt auf der indonesischen Insel Nias Wirklichkeit geworden wäre. Dort hätten (wie berichtet) gesunde Wohnhäuser errichtet werden sollen. Doch ein heftiges Erdbeben Ende März machte zunächst alle Planungen zunichte. Von den rund 30000 Euro bundesweit für die Häuser wurden beispielsweise Betonschneider und Eisenscheren angeschafft, um Verschüttete zu befreien. Etliches floss auch in direkte Hilfe für besonders betroffene Familien.
Derzeit stagniert das Projekt. Das hat verschiedene Gründe. Die Regierung verlangte Masterpläne, wie der Wiederaufbau aussehen soll. Das dauerte. Der Architekt Rolf Petersen, der das Projekt betreut, ruinierte sich in der Krisenregion die Gesundheit und ist derzeit zur Genesung in Deutschland. Sein Fazit: "Es kann keinen schnellen und dabei soliden Neubau geben."