Die Helfer und Helferinnen stellten Zugtiere, Arbeitsgeräte, Fachwissen und ihre koordinierte Arbeitskraft zur Verfügung. Einige spendeten Baumaterialen, insbesondere Pinienstämme. Motiviert wurden sie durch die gemeinsame Zielstellung des Hausprojektes, d.h. hauptsächlich dessen Symbolcharakters, sowie durch die verwandtschaftlichen und zeremoniell entstandenen Verbindungen der vergangenen Jahre. Der kulturelle Rahmen des Bauablaufes beinhaltete gemeinsame Mahlzeiten und das Zelebrieren von Ritualen direkt auf der Baustelle, so wie es der altüberlieferten Tradition entspricht. Zu einigen der Bauabschnitte und damit verbundenen Zeremonien reiste ich extra aus Übersee an.
Bereits 1996 wurde begonnen, die ersten Edelhölzer herbeizuschaffen, zu wässern und zu behauen, gegen Jahresende 1997 begannen die großen Gemeinschaftseinsätze bei der Pfahlbearbeitung. Fast alle Arbeiten wurden traditionell mit Beilen, Bohrern, Stechbeiteln und Hobeln ausgeführt, lediglich die Angleichung der Pfahllänge wurde unter Zuhilfenahme der Kettensäge vorgenommen. Kurz vor Neujahr 1998 wurde die tragende Pfahlkonstruktion ineinandergefügt und aufgestellt, im Januar 1998 folgten der Bau des Daches, Innenbodens und Wohnraums, und im Februar war das Haus inklusive des angrenzenden Küchenanbaus fertig bewohnbar. Als Besonderheit und Tribut an die Moderne hatte es eine große Eingangstreppe aus Beton erhalten, quasi als neu-megalithisches, traditionelles Statussymbol.
Doch damit nicht genug. Ein derart symbol- und prestigeträchtiges, auch hoffnungsbeladenes Adat-Haus sollte nicht ohne rituelles Einweihungsfest eröffnet werden. Eine große zeremonielle Veranstaltung schien uns Erbauern die passendste Form, um gleichmäßig Dank an die vielen Mithelfer zu erteilen. Reichhaltige Verköstigung der Nachbarn und Gäste und Großzügigkeit beim Gabentausch würden gute Möglichkeiten zur Entgegnung empfangener Leistungen bieten. Gleichzeitig würden darüber die entstandenen sozialen Bande weiter vertieft werden. Durch die Segnungen seitens der höchststehenden Verwandten aber würde uns Koordinatoren und Finanziers noch zu Lebzeiten hohe Ehre zuteil werden und könnte dies unsere Ziele - z.B. eine zukünftige wirtschaftliche Nutzung des Hauses - vorantragen helfen. Deshalb beschlossen wir bereits während der Bauphase die Durchführung eines gemeinsamen traditionellen Eröffnungsfestes nach Adat-Ritus.
Die konkrete Planung der Einweihungszeremonie erforderte mehrere persönliche Vorgespräche im Zeitraum zwischen 1997 und 1998. Hierbei ging es um die Abklärung einer tragbaren Fest-Finanzierung, d.h. um die Kalkulation der Kosten und deren Aufteilung unter uns Festveranstaltern, sowie um das Management der anfallenden, organisatorischen Arbeiten. Vater und Mutter Simalango übernahmen die Festgestaltung und persönlichen Einladungen in Sumatra und Java, Söhne und Cousins regelten Transporte und Anfahrten, Onkel, Tanten und Nachbarn kümmerten sich um Unterkünfte, und Schwestern, Cousinen und Verschwägerte hielten sich bereit für die Arbeit während der Festtage. Ich selbst organisierte eine mehrwöchige Delegation aus Deutschland zur Teilnahme am Einweihungsfest mit integriertem Reiseprogramm und Fachführungen in Nordsumatra.