K O M M E N T A R
Das Buch „Sidihoni“ macht uns mit den Toba-Batak bekannt, einer Volksgruppe im Hochland von Nordsumatra. Gut bebildert und geschrieben, wendet es sich an alle, die sich für asiatische Traditionen interessieren. Aber es ist kein Reisebericht, wie Touristen ihn für Touristen schreiben, sondern das Ergebnis langjähriger Forschung vor Ort. Es braucht Zeit, bis eine Fremde zum Ritus einer Zweitbestattung zugelassen wird und sich ihr der soziale Sinn schamanistischer Heilverfahren erschließt.
Dabei malt die Autorin nicht das Bild uralter exotischer Traditionen. Sie zeigt vielmehr eine Kultur im Übergang, die sich in der Moderne zu behaupten sucht und sich deshalb auch auf die Moderne einläßt. Wie dies gelingen könnte, zeigt Schreiber an einem von ihr mitorganisierten Projekt, der Rekonstruktion eines alten Pfahlhauses: Hier geht es nicht nur um die Bewahrung eines Erbes, sondern auch um die Schaffung von Wohnraum, um die Wiederbelebung traditionellen Handwerks und die Förderung eines kulturinteressierten Tourismus.
Die Autorin zeichnet mit zwei Namen: als die deutsche Ethnologin Christine Schreiber und als Ris Boru Malango, wie sie als Adoptivtochter einer Batak-Familie heißt. Damit verbindet sie nicht den verwegenen Anspruch, mit vier Augen sehen zu können. Sie verspricht jedoch etwas, was das Buch tatsächlich hält: Es lehrt uns, mit unseren Augen in die Häuser der Batak hinein und aus ihnen heraus zu schauen.
Prof. Dr. Bernd Jürgen Warneken
Ludwig Uhland Institut für Empirische Kulturwissenschaft
an der Universität Tübingen,
den 30.07.03