Nach der Lektüre von "Sidihoni", die mich nicht mehr losgelassen hat, kann ich nur sagen: "Sie haben ein wirklich "schönes" Buch geschrieben, und "schön" bedeutet bei mir - in meinem fortgeschrittenen Alter - keine nichtssagende Floskel sondern ein mit tiefem Respekt gebrauchtes Adjektiv, und zwar in dreifacher Hinsicht:
1. "Schön" ist schon die Präsentation, v.a. natürlich die informativen Fotos - und ich werde mir dabei der Unzulänglichkeiten meiner eigenen Publikation bewußt.
2. Der Inhalt vermittelt einen ausgezeichneten Einblick in die Batakkultur, die - wie ich schon mitteilte - nur etwas aus der Literatur und einem dortigen Aufenthalt kenne. Oftmals sah ich mich dabei vor allem nach Kalimantan, aber auch nach Sulawesi versetzt.
Zwar vermeiden Sie den Ausdruck "protomalaiisch", aber glauben Sie nicht auch, dass es eine ältere Malaienschicht gibt, die sich einstmals über den Indonesischen Archipel ausbreitete und während der Migrationen die besten Siedlungsplätze für sich ausfindig machte? Sicherlich kam es später zu Differenzierungen, aber der alte "Kultur-Schirm" scheint mir doch noch über die einzelnen Teilkulturen gespannt zu sein.
Der Begriff "terima kasih" wenn in "bataksch" möglicherweise auch mit anderen Worten zum Ausdruck gebracht, hat bei mir zu einem neuen Verständnis geführt. Der sehr bewußt vorgenommene Austausch von Gütern und Freundlichkeiten hat ja doch auch etwas sehr Berechnetes bzw. Berechnendes, nicht wahr?
Sehr interessant fand ich auch Ihre Hinweise auf die in Jakarta/Bekasi lebenden Batak. Nur selten erfährt man etwas über Indonesier, die ihre angestammte Heimat verlassen haben. Ob Sie bei ihren weiteren Publikationen näher darauf eingehen?
Auch ihre Darlegungen zu den "religösen Ritualen" fand ich als Geograph sehr erhellend.
Natürlich wäre noch vieles andere zu erwähnen!
3. Mindestens genauso stark wie die fachlichen Darlegungen hat mich aber Ihr persönliches Engagement beeindruckt. Ich habe davor einen riesigen Respekt, weil ich weiß, in welche Schwierigkeiten man kommen kann, wenn man voll in andere Kulturen eintaucht - und sei es z.B. auch nur das Essen.
Ihre Durchsetzungskraft beim Bau des Adat-Hauses hat bei mir ebenfalls große Bewunderung hervorgerufen, weiß ich doch, dass auch Indonesiern ein "gesundes Eigeninteresse" nicht fremd ist.
Liebe Frau Schreiber,
Ihre abschließende Sorge, dass Sie sich mit der Art Ihrer Publikation möglicherweise zwischen die Stühle gesetzt hätten, kann ich nur antworten: Her mit weiteren Sitzgelegenheiten, Sie füllen Sie mit Ihrer Arbeit alle bestens aus.
Herzlichen Glückwunsch.
Ihr Gerd R. Zimmermann
Anmerkung von Christine Schreiber
Dr. Gerd R. Zimmermann bezieht sich mit seinem Hinweis auf eine protomalaiische Kulturschicht auf sein Buch:
Die Besiedlung Südostasiens. Eine ethno-ökologische Perspektive. 1992.
Erhältlich über:
Edition Matahari, Pappelweg 1, D-55299 Nackenheim
Kontaktformular >>> Dr. Gerd Zimmermann
Hierin erschien auch sein neuestes Buch: Indonesien live. 1970 - 2005, Nackenheim, 2006.
Gerd R. Zimmermann stellt die ältere Sichtweise, nach der die frühesten Einwanderer Südostasiens - und damit auch die Batak - in das Hochland verdrängt wurden, mit überzeugenden Argumenten vom Kopf auf die Füße. Die frühen Siedler, die neben anderem auch megalithische Kultur mit sich brachten, mußten nicht den später ankommenden Siedlern weichen, sondern wählten von Beginn an das begehrte Hochland und verteidigten es auch...