Nehmt meine Worte - sie kommen aus der Ferne, doch mein Herz ist bei Euch !
Oftmals im Leben Ist der Leib eine Last und ein Fluch, er ist die letzte Fessel .
Solange wir leben können wir atmen, entspannen und jede Zelle sich in die Schwere senken lassen, bis wir Ruhe und Friede fühlen in jedem Glied, im Geist und im Leib.
Wir haben die Möglichkeit zu vertrauen, bis von innen die Liebe aufsteigt wie Grundwasser in einem Brunnen, das sich sammelt und steigt.
Wir suchen überall die Liebe, wir rufen, schreien und beten nach ihr. Aber erst wenn wir sie geben, den anderen und uns selbst, fühlen wir sie auch.
Eines Tages ist es auch mit uns selbst vorbei. Unser Leib wird zerfallen, wird abstoßen, was vergänglich ist, wird sich teilweise erneuern und beginnt zu WISSEN:
verfaulen werden wir wie Vater in der Gruft, der heute wieder herausgezogen wird.
Wir alle ahnen tief ins uns drinnen: eines Tages wird uns das Gleiche geschehen.
Vielleicht vollziehen wir Mernschen und Nachkommen dieses Ritual, um uns zu vergewissern, dass wir (noch) Gefühle haben: Gefühle der Verbundenheit, der Erinnerung und des Teilens. Dies wird uns klar angesichts des Todes und Verfaulens.
Lernen wir unsere Körper zu lieben und unsere Sinne, denn sie sind seine Tore. Sie zeigen uns Anhaftungen, Festhalten und Schmerz, aber auch Freude, Gemeinsamkeit und Liebe.
Schenken wir uns unsere Liebe selbst, dann werden wir alle Wut, alle Verletzung und allen Mangel in uns drin uns selbst vergeben. Dann können wir auch in Frieden leben.
Diese Sehnsucht wird dann zu unserer maximalen Freiheit.
Ohne diese innere Freude und Liebe ist jeder von uns auf der Flucht: vor dem eigenen Zerfall und dem eigenen Verfaulen. Dabei ist doch der Verfall unser Ureigenes, unsere Bestimmung. Wir sind geboren und haben einen Leib bekommen, um uns eines Tages wieder Aufzulösen in die physischen Bestandteile und um dabei überzugehen in eine andere Formation. Was bleibt ist Geist und Bewußtsein. Nicht-materiell.
Heute können wir auf dem Tisch der reichen Gaben wählen: die Wärme, den Frieden und die Liebe. Wir können und müssen wählen, solange unser Leib noch lebt.
Im Teilen, beim gemeinsamen Essen, beim gegenseitigen Sehen in unsere Augen darf unsere Seele schwingen und schenken. Wir dürfen uns selbst schenken.
Ein paar Sekunden des Mitgefühls rücken unser Leben zurecht:
Lieben wir unsere Leiber, denn sie sind das einziges Gefährt über das wir verfügen und für das wir die Verantwortung tragen, bis wir umsteigen in die Seelen-Bahn,
wenn die Erde unsere modrigen Elemente holt und unser Geist als schwereloses Bewusstsein kreisen wird.
Seien wir selbst-vergessen
Vater Ama ni Roma Simalango: Ich komme nicht zur Ausgrabung und Umbettung deiner Gebeine. Verzeih!
Ich bin älter und schwächer geworden, aus Liebe zu meinem Leib, erspare ich ihm die Anstrengung, diese Reise alleine und unbeschützt anzutreten. Nur deshalb bleibe ich hier zuhause in Deutschland.
Es ist meine Aufgabe, meinem Körper Ruhe, Sicherheit und Entspannung zu schenken, solange er noch lebt, denn wenn er verfault ist, käme die Liebe zu spät.
Ich habe von Eurer kulturellen Form der Zweitbestattung gelernt: Wir Menschen sollen uns beizeiten geben, was wir brauchen, und wir sollen es UNS SELBST GEBEN, in uns selbst.
Die Göttin von Pusuk Buhit ist fortgegangen und schaut uns zu. Ein jeder von uns webt selbst sein Leben, in uns selbst kreieren wir das Tuch (Ulos) unseres Seins. Wir weben und weben, flicken und erneuern, ehren und reparieren was wir geschaffen haben in uns selbst und in unserer Gemeinschaft.
Wir lamentieren über die Toten und kommen zur Vernunft.
Wir.
Üben wir uns zu lieben und zu vergeben!
"NAPURAN TANO-TANO RANGGING MARSIRONGGONGAN, BADANTA I PADAO-DAO TONDITA I MARSIGOMGOMAN. Ematutu"
Fotos: 1.+2.: Bergen der Gebeine, reinigen und mit Gelbwurzel färben. 3. Die Kernfamilie vor dem neuen Mausoleum. (c) Ama ni Maruli Naibaho
Wir wünschen Euch eine frohe Klan-Zusammenkunft, ein gut gelingendes Fest, einen erfolgreichen Umzug der Gebeine der Vorfahren in das wunderschöne neue Tugu, eine ehrenvolle und wunderbare Zweitbestattung von Vaters Gebeinen und eine gesegnete Zukunft. Möge die Feier im gemeinsamen Adat-Haus, im gesegneten Gemeinschaftshaus, Euch und uns allen zum Frieden und Wohle sein !!!
Vielen Dank für die große Ehre in Eurer Planung, dass ich hätte Vaters Knochen tragen dürfen. An meiner Stelle wird dies Schwester Dominika tun. Danke Euch allen!!!
Es grüßen Euch alle Christine und Britta
Info:
Heute, am 28.12.2015, wird alles vorbereitet für die Einweihung des neuen Tugus (Grabmonuemntes) unserer Familie in Sidihoni. Aus speziellem Anlass wird das alte Tugu, das vor der Kirche stand, mit diesem Neubau ersetzt. Es gibt also einen Umzug der sich darin befindenen Gebeine unserer Großeltern, der Onkel und Tanten und jener meines bereits verstorbenen Adoptiv-Vaters. Die inneliegenden Gebeine meiner Batak-Großeltern wurden bereits ein zweitesmal rituell bestattet mit dem Ritual des Mangonkal Holi 1991. Doch meines Vaters Gebeine, also jene von Ama ni Roma Simalango, sind noch niemals transferiert worden. Er ist ja erst vor 8 Jahren gestorben. Somit findet für seine Gebeine eine Zweitbestattung stattfinden.