Die Macht der Schrift: Die Manuskriptkultur der Toba-Batak aus Nord-Sumatra
The Power of Writing: The Manuscript Culture of the Toba Batak from North Sumatra
Wir empfehlen der Katalog zur Ausstellung als ein gelungenes, umfassendes und äußerst ansprechendes Werk zu den Sprachen der Batak
Mit besonderer Freude über die Sammlung von Johannes Winkler und weiteren Ethnologica aus privaten und musealen Beständen
Es schreibt Dr. med. Helga Petersen, Enkelin von Dr. Winkler zur Entstehungsgeschichte des Kataloges
"Im Mai 2017 fand im Manuskriptinstitut CSMC (Centre for Studies of Manuscript Cultures) der Universität Hamburg ein “Tag der offenen Tür” statt. Dort machte ich auf meine alten batakschen Handschriften und die handgeschriebenen Objektlisten meines Großvaters Johannes Winkler für seine Sammlung von Alltags- und Kultgegenständen der Tobabatak im Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt MARKK aufmerksam. Glücklicherweise stieß ich auf das Interesse des Leiters des CSMC, Prof. Dr. Michael Friedrich. In Zusammenarbeit des Institus mit dem Museum wurde daraus mit Hilfe von Forschungsgeldern der DFG ein Projekt für eine Ausstelllung von ausgewählten beschrifteten Artefakten unter dem Leitgedanken “Die Macht der Schrift” gestartet, die im Corona-Sommer 2020 im MARKK sowie mit Leihgaben privater Sammler aus meinem Verwandtenkreis im Indonesischen Konsulat Hamburg gezeigt werden konnten.
Roberta Zollo, Doktorandin der Graduiertenschule des CSMC, hatte zuvor die Archivbestände des Museums nach beschriftenen Stücken aus der Winklersammlung durchforstet, die nach den Zerstörungen im II. Weltkrieg noch übrig waren. Es handelt sich um Schriftzeichen auf unterschiedlichen Materialien, wie Knochen, Bambus und Rindenbast. Sie las, übersetzte und interpretierte die batakschen Texte zusammen mit Ihrem Doktorvater Prof. Dr. Jan van der Putten vom Afrika-Asien-Institut Hamburg in mühsamer und zeitraubender Kleinstarbeit. Die Darstellung dieser Objekte, die in hochauflösender Fotografie wiedergegeben sind, umfassen den größten Teil des Begleitkatalogs der Ausstellungen.
Das Geleitwort schrieben Frau Prof. Dr. Barbara Plankensteiner und Prof. Dr. Michael Friedrich.
Prof. Dr. Jan van der Putten verfasste als fundamentaler Kenner der Kulturen Asiens den Beitrag über die Geschichte und Kultur der Batak.
Die Ethnologin und Kuratorin der Abteilung Ozeanien im MARKK, Dr. Jeanette Kokott, schrieb über die Manuskripte und Kulturgüter der Bataksammlung des Museums.
Roberta Zollo setzte sich in ihrem linguistischen Beitrag mit der Schrift der unterschiedlichen Batakvölker auseinander.
Mein Beitrag umfasst die Sammlung und die Biografie Winklers.
Die Koordination der Beiträge und die Gestaltung des zweisprachigen deutsch-englischen Katalogs übernahm Frau Dr. Irina Wandrey vom CSMC."
Endingen 8.1. 2022
Sidihoni Verlag dankt für diese Übersicht und möchte im Folgenden explizit auf Kapitel 1.3. eingehen, worin Frau Petersen Hintergründe zur Sammlung von Batak-Objekten ihres Großvaters darstellt:
"Viele Teile dieser Ausstellung stammen aus einer Sammlung, die mein Großvater Dr. Johannes Winkler während seiner ärztlichen Arbeit beim Volk der Toba-Batak auf Sumatra erworben und zwischen 1904 und 1914 in jährlichen Sendungen an das Völkerkundemuseum Hamburg ... geschickt hat."
Dieses antwortete ihm im Schriftverkehr 1913, der im Katalog sehr schön wiedergegeben wird:
" ... we are constantly amazed at the abundance of objects and the extraordinary care that has gone into collecting them."
Und weiter an anderer Stelle des Kataloges:
"Durch seine Freundschaft mit dem datu Ama Batuholing (gest. 1921), ... einem religiösen Spezialisten, Schriftkundigen und traditionellen Heiler, wurde er in das Wesen der Batakkultur eingeführt. Der datu war Winklers Patient geworden und war seinerseits an westlicher Medizin und christlichen Vorstellungen interessiert." ... Aus der Sicht eines ethnologisch interessierten Arztes veröffentlichte Winkler sein Wissen 1925 in dem Buch: Die Toba-Batak auf Sumatra, in gesunden und kranken Tagen ..."
(c) Foto oben links: Helga Petersen, Nr. p gr vo 9
Exkurs Info:
Dieses Grundlagenwerk von Johannes Winkler wurde bereits von Helga Petersen und Alexander Krikellis überarbeitet, ergänzt und neu aufgelegt. Es erschien 2006 im Rüdiger Köppe Verlag. Das Schwäbische Tagblatt sprach mit Frau Petersen und titelte anschließend "Heilkunde und Zaubersprüche - Der Missionsarzt Johannes Winkler vertiefte sich in die Kultur der Toba-Batak auf Sumatra". Der Tagblattartikel ist m.f.G. hier auf dieser Website veröffentlicht >>> zum Artikel WINKLER I: Heilkunde und Zaubersprüche
Bei der Präsentations-Feier des Werkes ihres Großvaters zeigte Helga Petersen in Tübingen zwei Pustaha (Rindenbastbücher) der Toba-Batak im Original >>>Artikel Winkler II. Feier und Buchvorstellung in Tübingen
Das neuaufgelegte Grundlagenwerk von 2006 ist als Sonder-Etition mittels privater Bestellanfrage & Weiterleitung an Fr. Dr. Helga Petersen erhältlich. Sie erörtern alles Weitere direkt >>> Bestellanfrage
Den Beitrag der DIGM - Deutsch Indonesische Gesellschaft für Medizin - zur Übersetzung zweier pustaha aus ihrem Familienbesitz finden Sie hier >>> DIG Artikel Batak
Das Buch: "Sie kamen als Forscher und Ärzte ... 500 Jahre deutsch-indonesische Medizingeschichte" herausgegeben von Hans-Joachim Freisleben und Helga Petersen (2017, 592 Seiten, zahlr. Fotos & Karten, vollst. überarb.) können Sie über eine Bestellanfrage an Helga Petersen persönlich erhalten oder direkt beim >>>Köppe-Verlag bestellen.
Helga Petersen beschreibt im Katalog manuscript cultures 14 das unglaublich breite Schaffen ihres Großvaters, seine Wissens- und Arbeitsgrundlagen, seine Vernetzungen auf wissenschaftlicher, ärztlicher und familiärer Ebene, sein Wirken, seine Motivation und Ziele. Kurz und knapp gehalten - jedoch eine wahre Fundgrube.
"Neben der ärztlichen Tätigkeit beschäftigte er [Johannes Winkler] sich mit alten Batak-Schriften auf Baumbast (innere Rinde), Bambus und Knochen. Sein besonderes Interesse galt Texten mit magischer Bedeutung und rätselhaften Zeichen und Zeichnungen auf alten Kultgegenständen, den Handwerkszeugen der datu, z.B. Zauberbüchern, Zauberstäben, Bambuskalendern und Medizinbehältern. Die ethnologische Forschung beflügelte Johannes Winkler, sich näher mit der tobabatakschen Schrift und der Herkunft mancher Wörter aus dem Sanskrit vertraut zu machen, um den Sinn der Texte auch im geschichtlichen Zusammenhang zu verstehen. Er übersetzte sie ins Deutsche oder Holländische und beriet sich dabei mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen. .... Auf Anregung des holländischen Sprachwissenschaftlers Dr. Petrus Voorhoeve übersetzte er einige Zauberbücher der Batak (pustaha) ins Deutsche. Dafür nutzte er das Wörterbuch von van der Tuuk und das seines Schwagers Warneck, an dessen Neuauflage er mitarbeitete."
Wir empfehlen den Gesamtkatalog manuscript cultures 14, der durchgehend zweisprachig, d.h. deutsch und englisch, gehalten ist - eine wunderbare Präsentation! Ebenso schön ist die Aufteilung in mehrere Sammlungen, die Vermittlung des kulturellen Hintergrundes und Entwicklung der verschiedenen Batak-Sprachen. Ein absolut umfassendes, ansprechendes Werk! Sehr praktisch als kostenfreie Gesamt- oder Teildownloads der Universität Hamburg erhältlich:
Zur Uni Hamburg >>>manuscript cultures catalog no 14 batak manuscripts
(c) links: UHH/Helmholz 4_18
Bibliographische Angaben:
„Die Macht der Schrift: Die Manuskriptkultur der Toba-Batak aus Nord-Sumatra“ |
‘The Power of Writing: The Manuscript Culture of the Toba Batak from North Sumatra’
Ausstellungskatalog | Exhibition Catalogue
„Die Macht der Schrift: Die Manuskriptkultur der Toba-Batak aus Nord-Sumatra“ | ‘The Power of Writing: The Manuscript Culture of the Toba Batak from North Sumatra’ at Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK), Hamburg, 7 Mai – 14 June 2020 and the exhibition ‘Pameran Naskah-Naskah Batak’ | „Ausstellung von Batak-Manuskripten“ at the Indonesian Consulate General at Hamburg, 7 – 24. March 2020
Edited by Jan van der Putten und Roberta Zollo
Schriftenreihe: manuscript cultures 14, Centre for the Study of Manuscript Cultures, UHH Universität Hamburg