12 glückliche Kinderjahre in Pearadja, bevor die schlimme Rückkehr beginnt
Ein persönliches und bewegendes Buch von Renate Buck-Winkler über ihre glückliche Kindheit auf der Missionsstation Pearadja in ihrem "geliebten Land Sumatra" und ihre schreckliche "Heimkehr" in den Westen, wo der 2. Weltkrieg sie erwartete.
Am Elbeufer hört Renate Buck-Winkler eine Schiffssirene:
„ Da stieg es aus der Tiefe empor, das völlig Vergessen, das Verdrängte. Die Nacht stand vor mir, die Nacht des Abschieds von Sumatra….
Ich sah das Land schwinden, in dem ich geboren und aufgewachsen war mit drei jüngeren Geschwistern als Tochter eines Missionsarztes. … Ich war zwölf Jahre alt, und hier endete meine Kindheit. Sie blieb zurück in dem Land, das ich verließ.“ (S.8,9)
Über Heimat
„ Sonst hatte ich ja eigentlich keine [Heimat], obwohl ich mich in Sumatra völlig zugeordnet fühlte, aber ich war kein Batakmädchen. Auch meine Mutter hatte im Grunde keine Heimat. Sie war wie ich in Sumatra geboren, kam dann mit ihren Schwsetern, als sie schulpflichtig wurden, zu fremden Menschen nach Deutschland und kehrte später wieder zurück nach Sumatra. … (S.15)
Über ihren Vater
„Seine erste Frau, - Tante Gretel, wie wir sie nannten, - und das erste Töchterchen Gretelottchen waren an Typhus gestorben. Er hatte nicht helfen können, die nötigen Medikamente fehlten. Wir kannten ihre Gräber. Sie waren auf dem Missionsfriedhof in Sipoholon…. (S.30)
Spielen im Mondlicht
„So spät und so lange wie an jenem Abend waren wir noch nie draußen gewesen. Wir spielten Elfen und huschten über den Rasen zwischen den Büschen hindurch und über die Wege. Stark dufteten die tropischen Blüten, viel stärker als am Tage. Nachtschmetterlinge flogen umher. Es war wie im Märchen. Als wir gerade wunderschön als Elfen tanzten, kamen unsere Eltern zurück und sahen uns in dem hellen Mondlicht und erschraken. Sie schalten uns und sagten, das Licht des Vollmondes sei in den Tropen so stark und so gefährlich, daß man einen Mondstich bekommen könne…. (S.32)
Keuchhusten
Unser Schwesterchen war noch nicht ganz drei Monate alt, da bekamen wir alle Keuchusten. Das Schwesterchen war am schwersten krank. Es bekam beim Husten Krämpfe und wurde oft bewusstlos. Man musste das kleine hilflose Wesen hochnehmen und klopfen, den Kopf nach unten hängend, damit es den Schleim heraushusten konnte. …(S.43)
Alltag im Missionshaus
„Wir Kinder sahen gerne zu, wie er [der Batakjunge] die Pferde versorgte, die Ställe säuberte, oder wenn er Holz hackte. Die Jungen wohnten in einem nach batakschem Vorbild gebauten Haus, das wie alle Batakhäuser aus einem Raum bestand. Sie hatten auch Ihre gewohnten Reisstrohmatten zum Schlafen. Diesem Raum angeschlossen war noch ein Lagerraum für Vorräte und für Futter für die Tiere, Pferde und Hühner. Bei den Jungen wohnte auch eine Zeitlang der Zauberdoktor Amabutuholing, der immer wieder einmal kam, um meinen Vater auf sein Bitten hin die batakasche Schrift zu lehren und ihn in die animistische Weltanschauung der Batak einzuführen….“ (S.47)
Trennungsschmerz
„Entsetzlich warder Augenblick, als das Schiff abfuhr und das geleibte Land den Blicken langsam entschwand. Die sterne funkelten im Meer.
Etwas starb in mir, das ich in Worte nicht fassen kann.“ (S.63)
Amsterdam
„Wir staunten über die hohen Häuser, die Straßen und Treppen, das elektrische Licht überall und die Straßenbahnen. Immer wieder bleiben wir stehen, das völlig Neue zu betrachten. Wir gingen in den Zoologischen Garten. Die Tiere, die wir fröhlich in Freiheit gesehen hatten, waren hier in Käfigen eingesperrt. Sie taten uns sehr leid, besonders die Affen.“ (S.66)
Tübingen
„Nachdem wir die Verwandten besucht hatte, fuhren wir in das Tropengenesungsheim [heute Paul-Lechler–Krankenhaus] in Tübingen. Wir hatten es alle nötig. Unsere Eltern rauchten dringend Erholung nach den langen Tropenjahren. Ich selbst bekam immer wieder Malaria…“ (S.-67)
Schule
„Wir alle kamen um ersten Mal in ein Klassenzimmer, in einem größeren Raum mit anderen Kindern zusammen.
Ich hatte Angst, große Angst. Mit zwölf Jahren stand ich unter den vielen Mädchen, die ich nicht kannte. Sie lachten, weil die Lehrerin mir zeigen musste, wie man „streckt“, den Finger hebt, wenn man die richtige Antwort weiß….
Morgens konnte ich aus Angst vor der Schule nichts esse. Ich weinte viel und hatte großes Heimweh nach Sumatra. Dort hatte ich mich wohl gefühlt.“ (S.68 u. 69)
- Es folgen ihre Ausbildung, ihre Heirat mit einem Deutschen Arzt, Familiengründung, der Beginn des 2.Weltkrieges, Hunger, Kälte und der Neubeginn.
- Frau Renate Buck-Winkler ist trotz ihres starken Wunsches, nach Sumatra zurückzukehren, nie mehr dort hingelangt.
Fotos: "Das Doktorhaus, Vorderansicht" und "Die Verfasserin mit ihren Kindern" aus dem Buch von Luise Emilie Winkler-Metzler, der Mutter von Renate Buck-Winkler. Das heißt, das Mädchen mit dem Körbchen auf dem Kopf ist Renate Winkler. (Klick-Vergrößerung)
- Renate Buck-Winkler, Schiffssirene. Verlag Wissenschaft und Zärtlichkeit, 1991, 2. Aufl. Format A5, 95 Seiten. Obige Original-Abschnitte entnommen aus der 2. Auflage 1991.
Das Werk ist nur nach persönlicher Absprache erhältlich. Mailen Sie hierzu bitte an Frau Dr.med. Petersen >>>zum Kontaktformular. Frau Petersen ist eine Enkelin von Luise Emilie Winkler-Metzler und Dr. Winkler. Oder schreiben sie mir, Christine Schreiber >>> zum Kontaktformular
- Auch die Mutter von Renate Buck-Winkler schrieb ein Buch über das Leben einer Missionarsfrau auf Sumatra von 1905 -1921. Zur Vorstellung des Buches von Luise Emilie Winkler-Metzler gelangen sie auf dieser Website >>>hier