Ausprägungen und Weiterentwicklungen der Megalithkultur
Allgemein-theoretisch führt ein zweiter Schritt zum Transport von Steinblöcken an bestimmte Orte. Und ein dritter führt zur Versammlung/Konzentration mehrerer behauener Steinblöcke an einem Ort (z.B. in einem Dorf) sowie zur Herausbildung von verschiedenen Gruppen von Megalithen. (Hier meine ich allgemein in S-O-Asien und je nach Ethnie: Steinsitze, Tore, Reihen, Wege mit Platten, Gabeln, Dolmen, Menhire, Dissolithen, Sarkophage und Urnen). Und ein vierter Schritt wäre die Beibehaltung dieser Praktiken über mehrere Generationen hinweg.
Damit wurde ein langfristiger, organisierter Arbeitseinsatz für den Transport auf Schlitten notwendig. Reich vorhandenes Mehrprodukt, Tausch und Vergütung auf hoher materieller Ebene wie die Gabe/Zirkulation von Gold, Büffeln, Schwein und die Durchführung mehrerer Feste je nach Phase des Geschehens sind der notwendige Rahmen für diese Steinsetzungen in Südostasien.
Aber Achtung: die Urne konnte auch in einen vorhanden Fels gehauen werden, was – als Minimalaufwand – nur teilweise eine Bearbeitung erfordert. Ebenso konnte auch eine einzelne Familie oder ein kleiner Sippenstrang der Auftraggeber und Durchführer sein.
Die Batak arrangieren sich mit den Naturkräften und –geistern, dem Tod und den von ihnen gegangenen Vorfahren. Das gegenseitige Geben und Nehmen, die gegenseitige Abhängigkeit und Verpflichtung auf sozialer und religiöser Ebene formiert /materialisiert sich im vorgefundenen Megalith.
Batak nehmen den Stein als Symbol für a) religiösen Ausdruck und b) soziologische Markierung für Besiedlung, Herkunft, Genealogie/Verwandtschaft und Territorium. Der Stein ist ihr Element für historisches Bewusstsein.
Zwar lassen sich Gruppierungen vornehmen nach Funktion und Einsatz/Verwendung der Megalithen der Batak auf der Skala von profan zu sakral, aber das führt nicht wirklich weiter. Verschiedene Klassifikationen, über die ich mir jahrelang den Kopf zerbrochen habe, sind daher unnütz.
Der Ursprung ist der Stein, seine Verwendung, Benutzung, Funktion ging von diesem einfachen, fast banalen Punkt aus in verschiedene Bereiche.
Batak bauten in einigen Fällen hohe Dorfwälle aus geschichteten Steinblöcken mit Schutz- und Demonstrationsfunktion. Gerne unter Einbezug natürlich vorhandener Steinblöcke am betreffenden Ort. Hier steht die profane Verwendung von Stein für das alltägliche bäuerliche Leben im Vordergrund. Steine wurden auch für den Bau von Reisterassen geschichtet und bildeten als Sawah (bewässerte Reisfelder) erneut den kleinen Mikrokosmos Stein, Wasser, Pflanze in einer Art Trinität.
Geschichteter Stein schützte und bewahrte das Hab und Gut im Dorf: Feldfrüchte und Vieh. Zum magischen Schutz stellten die Toba-Batak auch steinerne, meist menschenähnliche Figuren in stark stilisierter Form (Pangulubalang) um das Dorf oder versteckt in ihre Haine.
Genauso eng, banal und absolut grundlegend ist der Punkt des Ursprungs der Verwendung von Megalith bzw. Großem Stein für den sakralen Bereich: Der Stein lag da, wurde erkannt, vereinnahmt, verehrt.
Am ältesten erscheint mir bei den Batak die Verehrung von markanten großen Steinblöcken an Quellen und Hainen, die sie mit der lokalen Besiedlungsgeschichte (territoriale Bius-Vereinigung) und der Fruchtbarkeit von Feldern und Menschen in Zusammenhang brachten (Sombaon). Das würde ich jedoch bezeichnen als das Leben einer Kultur MIT Stein.
Dies mag einher gegangen sein mit dem Ursprung der Besiedlung überhaupt – Batak sind einstmals ausgezogen mit der Suche nach neuem Land. Der natürlich vorgefundene Felsblock im neuen Gebiet konnte so als Pol- und Konzentrationspunkt dienen.
Früher waren die Häuser und Dörfer nicht von langer Lebensdauer. Nahegelegene Niederlassungen entstanden mit Ausbreitung /Abspaltungen der Sippe recht schnell; selbst heute kann noch ein einzelnes Haus als Dorf gelten. Und wurde ein Haus zu morsch, war bald neben dran ein neues gebaut und wurden Teile des alten versetzt. Der Stein dagegen blieb (zumeist) an seinem Ort. (So erkennen wir Simalango den ersten Siedlungsort nur noch an einem übriggebliebenen Mörser-Stein in Rianiate, Südwestsamosir. Er ist die Markierung für Ompung Tuhan Binur, von dem Raja Lango ein Sohn ist)