Steinbenutzer-Kulturen
Die heute sichtbaren Elemente der Megalithkultur bei altindonesischen Völkern mögen gemeinsamen Ursprung haben, es mag auch eine engere gemeinsame kulturelle Steinsetzungsverwandtschaft VOR der Wanderung aus dem Norden in die s-o-asiatische Inselwelt gegeben haben. Doch wenn wir bedenken, dass die Vorfahren der heutigen Altvölker in mehreren Wellen emigrierten, selbst wieder in den Zielgebieten hin- und herwanderten, und vielleicht schon Diversifikation im Umgang mit Steinsetzungen, Stein-Bearbeitung und geistiger Stein-Betrachtung mit sich brachten, können wir heute keinen gemeinsamen Ursprung mehr nachvollziehen.
Den gemeinsamen Ursprung wollten insbesondere frühere Wissenschaftler gerne sehen (Heine-Geldern). Oder es wurden zwei sich überlappende Lagen von Megalithkulturen angenommen (Van Heekeren). Doch was die Batak betrifft, können ihre Steinmonumente und -strukturen (so würde Glover sie bezeichnen) viel jünger sein als die ihrer Nachbarvölker in Indonesien.
Eine weitere direkte Verbindung mit der Megalithenkultur der Insel Nias oder anderer Sunda-Inseln ist daher nicht möglich. In Nias hatten die Steinsetzungen deutlich stärkeren Charakter von Verdienstfesten. Die Steine sind technisch feiner und künstlerisch ausgeprägter bearbeitet und stärker in großen Gruppen gehäuft. Die Steinsetzungstradition kann andere Wurzeln haben; allerdings liegt die Datierung mit dem 17. Jhd. für Nias (vgl. Bonatz 2007) nahe an den Batak.
Bataksche Megalithen könnten zeitlich auch mit jenen korrespondieren, die weiter südlich in Sumatra auf ca. 1000 Jahre nach Christus geschätzt werden (Bonatz 2009).
Batak haben lediglich die Verwendung des Steins für:
- Mauern aus kleineren Steinblöcken um das Dorf
- Eingang mit tragenden, langen Steinbalken an Dorfwällen (integrierte Steintore)
- Mauern aus kleineren Steinen als Einfassung um ein Hügelgrab herum
- Steinterrassen aus kleinen Steinbrocken bei der Feldwirtschaft
- Mörser aus großen Basalt-Blöcken
- Sarkophage aus sehr großen Sandstein- oder Basalt
- Urnen (kniehoch bis menschliche Lebensgröße)
- Menschliche Steinfiguren (einfach und abstrakt gehalten; zum Schutz, Fetisch)
- Natürliches Steindenkmal mit geringer Manipulation
- Quellstein (Umfassung für Trinkwasserquellen)
- Sitze für Versammlungen (wobei die in Ambarita zum Teil nachgemachte sind)
- Steinblöcke (naturbelassene) als Treffpunkt und Markierung von Beratungsplätzen
- Steinreiter auf Steinpferden (nicht auf Samosir, aber bei den Pakpak, Kalasan)
Toba-Batak haben keine Dolmen und Menhire oder große Steinplatten (als breit laufende Wege) und keine Steingabeln oder allein stehende Steintore hergestellt. Es finden sich keine Reste einer längst vergangenen Megalithkultur bezogen auf ein Neolithikum oder die Bronze-Eisenkultur.
Der kleinste gemeinsame Nenner zwischen Nias, Sumatra, den Sunda-Inseln, kleinen Gebieten auf Borneo und Sulawesi bis Assam ist lediglich:
a) die VERWENDUNG von Megalithen als Großen Stein
b) ein wie auch immer gearteter Transport
c) die erste, grobe Bearbeitung des Materials
Lediglich unter solch einem breit gefassten Begriff der Megalithkultur reihen sich die Toba-Batak ein in eine historisch betrachtete Megalithkultur.
Bezüglich der Bedeutung und Funktion der behauenen und/oder transportierten Megalithen lassen sich einige wenige übergreifende Gemeinsamkeit erschließen:
a) Prestigesteigerung (sozial-politisch)
b) Zusammenhang mit Ritualen
c) Ehrung der Vorfahren/Verstorbenen
d) Markierung des Ursprungs genealogisch und territorial
e) Der Stein als Symbol und Abstraktion
Kurz gesagt: Megalithen wie Dolmen, Menhire, Steinkisten, Steinsitze, Steintische, Steinmauern, Steinurnen und Sarkophage hatten sozial-religiöse Funktion und beantworten für uns heute eher die Frage der Weltsicht, Sozialstruktur und Religion einer Ethnie als ihre zeitliche Entstehungsgeschichte.