Die junge Megalith-Beton–Hybridkultur der Toba-Batak auf Samosir
In den fruchtbaren Fächertälern bei Limbong und Sihotang werden bereits seit einigen Jahren kilometerlange Rinnen für die Nassreisfelder aus Beton gegossen. Die Begeisterung für das neue Material als Ersatz für den zuvor megalithisch verwendeten, natürlichen Stein provoziert hiermit neue ökologische Folgen. Die Grenze einer megalithischen Verwendung von Beton scheint mir hier überschritten. Man möchte hier von bloßer Beton-Kultur sprechen, denn wir sehen Beton anstatt Stein.
Fast alle altreligiös bedeutenden Plätze, an denen die mythologische Wohnstätte der Ursprungswesen und -götter gesehen wird, jene Haine, Quellen und Steine, die in den Besitz einer Marga oder eines Marga-Verbandes (Bius) gehören, wurden von ihren Besitzern mit Beton umgossen. Betonfundamente, Betonmauern oder Betonsäulen, auf die ein schützendes Dach gebaut wurde, prägen nun die Naturgedenkstätten. Wir sehen Beton MIT Stein. Hier beginnt die Hybridkultur von alt und neu.
Diese neue Kombination für Umfassungen bereits existierender Quellen, Haine und Naturdenkmäler, die Sockelbauten für Urnen und Sarkophage und die Zusammenlegung von Beton-Tugus mit historischen Stein-Schatullen möchte ich als bataksche Megalith-Beton-Hybridkultur bezeichnet. An manchen dieser Orte, wie z.B. Air Sipitudai, wird nach dieser Modernisierung inzwischen von Besuchern Eintritt erhoben.
Der neueste Schrei ist eine in den 1990ern erbaute, große Tempelanlage in der steilen Höhe von Pusuk Buhit (am Bergsattel zwischen dem Tal von Limbong und Sagala), die alle historischen Steinmonumente geographisch überragt. Bataksche Mythologie, Schöpfungsgeschichte und ein reiches Pantheon wurden in reine Beton-Kunst gegossen. Für den Tempel von Raja Uti, dem vielgestaltigen mythologischen Abkömmling von Raja Lontung, wurden Zig Figuren neu geschaffen, von denen es zuvor so gut wie keine skulpturalen Abbildungen gab. Ein neo-hinduistischer Einfluss seiner Erbauer ist unverkennbar. Es gibt bei dieser Anlage keine deutliche Verbindung zu den alten Megalithen und der traditionellen, eher abstrakten graphischen Darstellungsweise, weshalb ich diese Neukreation des Raja Uti Tempels vom megalithischen Standpunkt aus abseits stellen möchte.
Eine Schulung der Einheimischen im Erhalt historischer Monumente und Naturdenkmäler unter Belassung der ursprünglichen Beschaffenheit ist mir nicht bekannt. Es gibt kein Programm, das den besonderen Wert dieses Kulturerbes herausstellt und zugleich die natürliche Unversehrtheit zum Ziel hat.