Besonderheit der Hybrid-Kultur: Tugu mit Urne und Sarkophag
Zur Zusammenlegung der Gebeine der Vorfahren oder zur Erstaufbewahrung des Leichnams eines neu Verstorbenen (vorübergehende Bestattung) werden seit dem Aufkommen von Beton moderne Grabmonumente aus diesem neuen Werkstoff erbaut. Einhergehend mit der Lockerung vorhergehender Restriktionen ist seit den 60ern des letzen Jahrhunderts ein fast schon inflationär Bau von Tugu, wie die Einheimischen diese Grabmonumente bezeichnen, festzustellen.
Die modernen Grabbauten können die Größen von Kirchen übertreffen. Sie sind z.T. innen begehbar und in verschiedene Kammern sowie nach Rang geschichtet (vgl. Reid). Die genealogisch ältesten Vorfahren, oft die Gründer einer Abstammungsgruppe (Submarga, Marga) liegen an oberster Stelle im Monument. Neu Verstorbe werden in den unteren Reihen oder unteren Stockwerken direkt bestattet – womit ein Tugu auch den Charakter eines Mausoleums erhält.
Aus den Steinmetzen von früher sind heute Beton-Architekten und -modellierer geworden. Den Kreationen sind keine Grenzen gesetzt. Zu Beginn wurden häufig Hausformen mit Stelen kombiniert, inzwischen sind es gerne abstrakte Siegessäulen und gekachelte mehrstöckige Anlagen.
Als neueste Entwicklung kann man beobachten, dass die gegenwärtigen Batak ihre historischen Sarkophage zu diesen modernen Betonmausoleen hinverlegen.
Oft wird die historische, aus einem Stein behauene Urne als ältester vorhandener Grabkontainer der Sippe – also die Goldschatulle – etwas erhöht auf einer Plattform zum Betonmonument dazugesetzt. Dies geschieht endgültig, als Vereinigung zum Wohle der Lebenden, Nachkommen und Vorfahren und als Zeichen von Prosperität der Lineage.
(Die Endgültigkeit rührt auch von einer Ermangelung an weiter vorhandenen, ausgrabbaren Gebeinen noch älterer Vorfahren her. Eine Perspektive wäre nur noch, mehrere Klansegmente oder sogar verschiedene Klane per Gebeine-Monument zusammenzuführen, aber gerade letzteres ist vom der soziologischen Struktur der Batak her nicht möglich. So sehr sie nach Vereinigung streben, so sehr brauchen sie verschiedene Margas für ihre Identität und stehen sie unter dem Gebot der Exogamie. Erst die Trennung und Diversifikation schafft die Möglichkeit zur Allianz - und diese ist DAS Lebenselixier der Toba-Batak)
Das Zusammenlegen bzw. die Integration und Kombination des Materials und der Gebeine ist DAS Merkmal der Beton-Megalith-Hybridkultur. Wir sehen hier das Weiterverfolgen des alten Gedankens und der alten Motive in neuer Zeit unter neuer Religion.
Nach wie vor ist dies Ausdrucksform von Wettbewerb unter den Lineages und Prestige für Familienstränge (bedacht sei in diesem Zusammenhang die Finanzierung durch Gelder aus der Migration, vgl. Bruner). Sie dient aber auch der individuellen Zufriedenheit der Veranstalter, da sie ihre vielfältigen Pflichten gegenüber der Sippe und den Vorfahren durchgeführt haben.
Wichtig ist den heute lebenden Batak, den sakralen Ehrenplatz der physischen Vereinigung von Gebeinen und Grabbehältern (Urne, Sarkophag, Betonmausoleum) vor dem Zugriff Unbefugter zu schützen. Um die restaurierten Sarkophage oder um die mit ihren Urnen vereinten Tugus herum werden oftmals stabile Metallzäune gebaut.