Jede hoch versetzte Urne ein sichtbarer Nabelberg!
Pusuk-Buhit, der Nabelberg steht als Ursprung und Herkunft des Batak-Volkes, der Urnen-Nabel als Ursprung der lokalen Lineage. Die Urne auf dem Tugu ist der Mikrokosmos des batakschen mytho-genealogischen Makrokosmos.
Mein persönliches Bestreben, einige Batak davon zu überzeugen, ihre Urnen in Natur unverändert zu belassen, geht unter. Im Gegenteil, ich werde oft von meiner Lineage der Simalango in Sidihoni gebeten, eine ersehnte Umbettung für die Urne mit dem Bau eines Tugus zu finanzieren.
Wenn die wundervollen Steinurnen und Sarkophage in einigen Fällen trotzdem unberührt bleiben, dann ist dies nur eine Frage der Zeit und rührt aus dem Mangel an Finanzen oder politischer Einheit innerhalb des Subklans/der Verwandtschaft, ein Gebeine-Umbettungsfest inklusive der Restauration und Versetzung der Urne durchzuführen. In Ausnahmen können auch eine Legende, religiöser Respekt und Furcht die Versetzung bewusst und dauerhaft unterbinden. So besagt z.B. die Legende zur Sijabat-Urne, daß darin eine phantastische weiße Schlange wohne, die keine Störung akzeptiere. Mit dem Öffnen oder Versetzen der Urne würde daher Unheil über die Nachfahren hereinbrechen.
Andersherum kann eine Versetzung sogar geboten sein, wie ich im Gebiet von Simbolon hörte: um den Segen der Ahnen zu erhalten, wurden 1973 der Sarkophag auf den Sockel des Tugu hinauf versetzt. Davon erhofft man sich die Beilegung von Streitigkeiten innerhalb der Lineage und ein Ende von schwerer Krankheit.
Eine gegenteilige Hinab-Setzung in die Unsichtbarkeit und Verbannung zeigt Barbier auf. Weil erhoffter Segen ausblieb, vergruben die Nachfahren einen gewaltig großen, wunderbar behauenen Steinsarkophag in Aek Godang – allerdings schon vor über 100 Jahren. (Vgl. Barbier 1998).
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Über die symbolisch Bedeutung und künstlerischen Merkmale der Sarkophage und Urnen der Toba-Batak werde ich mich anschaulich im Bilder-Vortrag äußern. D.h. der Hindergrund, aus dem heraus die Steinwerke geschaffen wurden, wie z.B. die sie umgebenden Bestattungsriten, der Bezug zu Tod und Ahnen, die mythologisch-religiöse Weltsicht inklusive schamanischer Rituale bis heute, ist Teil des persönlichen Vortrages.
Dort zeige ich auch Bespiele davon, welche physischen Veränderungen diese Steinkunstwerke in den letzten Hundert Jahren erfahren. Ihre Geschichte lässt sich manchmal anhand von Archivaufnahmen und frühen Veröffentlichungen bis ca.1910 zurückverfolgen.
>>>Zum Megalithen-Vortrag von Ch.Schreiber