Mittwoch, 10. Mai
Buchübergabe an der Nommensen Universität
Gegen 11.00 Uhr fahren wir zu sechst, Donnas Bruder Olop Sidabutar kommt als unser Fahrer ebenfalls mit, zur Nommensen Universität. Nach der Begrüßung mit Dr. Timbul Sinaga, SE, werden wir von ihm direkt zum Direktor, Herrn Ir. Patar Pasaribu, Tropenwissenschaftler, begleitet. Ir Parsaribu erzählt, er habe früher 4 Jahre in Deutschland gelebt und dort studiert, sein Spezialthema sei Technologie in den Tropen. Nach ausführlicher Durchsicht bewertet er Christines Buch als positiv und als große Bereicherung für die Anthropologie der Batak, insbesondere deshalb, weil sie als Forscherin selbst eng involviert sei. Darüber hinaus sei sie dem Leben einiger Menschen bis zu deren Tod, Bestattung und Zweitbestattung gefolgt. Sie habe auch an den wichtigsten Ritualen der Batak teilgenommen.
Mit Begeisterung legt er Christine nahe, die Bedeutung von Saksang, dem typischen und einzigartigen Festessen der Toba-Batak, bei dem scharfes Schweinefleisch mit dessen Blut vermischt wird, näher zu erforschen. Das große Farbbild einer Schlachtung in ihrem Buch erfreut ihn besonders.
Saksang, roter Bergreis mit Schweinefleisch in Blutsoße ist das Festessen bei Batakversammlungen.
Gruppenfoto in der Nommensen Universität vor dem Bild des deutschen Missionar L. I.Nommensen.
Danach gehen wir Mittagessen und bestellen köstliche Nudelsuppe mit frisch gepreßtem Saft von heimischen Orangen. Dann fahren wir noch einmal zur Universität Nommensen, um das Dokumentationszentrum zur Batak-Kultur zu besichtigen. Ganz zufällig trifft Christine hier ihre jüngere Schwester, die Nonne Sr. Dominika, eine Franziskanerin. Sie hatte sie schon 10 Jahre nicht mehr gesehen. Sr. Ddominika staunt, als sie ein Bild von sich im Buch entdeckte, wie sie gerade Kleidung im See Sidihoni wäscht. Christine überreicht ihr ein Buch als Geschenk, damit Sr. Dominika gelehrte Kapziner-Pastoren um eine Übersetzung ins Indonesische bitten kann. Für Christine ist es eine Premiere: die erste Beteiligte ihrer Forschung erhält selbst ein Buch.
Dort lerne ich auch eine mutige Studentin aus Uniba (früher IKIP Bangung, Java) kennen, die gerade beim Lesen der Batak-Literatur vertieft ist. Sie schreibt zur Zeit ihre Abschlußarbeit zum Thema: Die Poesie der mündlich überlieferten Trauergesänge im Bestattungsritus der Toba-Batak. Wie sie mitteilte, habe sie hierzu Felduntersuchungen durchgeführt und festgestellt, daß die Klagelieder nicht mehr existieren und bereits durch Kirchenlieder ersetzt wurden.
Fotos: Christines Schwester, die Nonne Sr. Dominika entdeckt sich im Sidihoni-Buch. Vor dem Batak-Archiv, Abt.Hukum/Recht: von .li.n.re: Olop, Christine, Sr.Dominika, Frank, Britta,Ita
Zurück im Hotel, schickt mir Kurnia Effendy, der bekannte Schriftsteller und Mitglied unseres Forums, eine SMS, daß es ein Bewerbungsverfahren in seinem Büro gäbe. Weil ich kurz per Handy antwortete, daß ich gerade in Medan sei, schreibt er, ich solle ja nicht vergessen, frisch gepreßten Saft von Holländischen Tomaten (terong belanda, eine säuerliche Frucht in Tomatenform) zu trinken. Um 19.00 Uhr ist wieder Stromausfall. Oh Medan! Versuch doch mal, deinen Job zu tun!