Am Ziel: Sidihoni!
Um 15.00 Uhr fahren wir den Berg hinauf nach Sidihoni, ca. 7 km von Pangururan aufwärts in Richtung Ronggur Ni Huta. Die Straße ist nicht schlecht, nur ab und zu gibt es ein paar tiefe Schlaglöcher. Frank sagt dann jedesmal „ Road kaputt“ in einer Mischung von English und Deutsch. „Road kaputt!“ So erreichen wir die Höhe. An einem schönen Aussichtspunkt halten wir an. Von hier aus kann man schon den See Sidihoni in der Ferne sehen. Mein Blut fließt schneller.
An diesem Platz wartet schon Christines Vater Herr J. Simalango im Haus seiner Freunde, um uns zu begrüßen. Wir hören die Stimme des alten Mannes, wie er ruft „Ris, Ris“, der neue Name von Christine. Das Wiedersehen ist sehr bewegend. Christine ruft uns zu: „Schnell.. zu Fuß…los!“ So laufen wir mit den nackten Füßen und voller Freude zum Haus ihrer Eltern in Richtung See Sidihoni hinüber.
Sidihoni ist schön. Es ist hügelig dort und sieht aus wie auf einem Golfplatz, dazwischen leuchten viele Kaffeesträucher mit dunkelgrünen Blättern und rot-schwarzen Früchten in der Sonne. Das Gras ist frisch, ganz kurz und hart, da es von den Büffeln oder Rindern abgefressen wird. Nahe am See ist die große katholische Kirche sichtbar.
Zu Fuß um den See mit Herrn Simalango im Gespräch
Während sich Britta und Christine mit ihren weiblichen Familienmitgliedern im Adat-Haus unterhalten, folgen wir Herrn Simalango, der uns zum See führt. Er liegt ruhig vor uns, aber während er noch vor dem großen Erbeben über 24 Hektar bedeckte, ist er seither tief abgesunken und auf nur wenige Hektar geschrumpft. Eine Folge des Erdbenbens nach dem Tsunami. Mehrere kleine, geschützte Quellen entlang des Sees spenden klares, sauberes Wasser. Gemäß Herrn Simalango geben sie immer frisches Wasser, obwohl der See schon seit einem Jahr so stark austrocknet ist. Von diesen Quellen erhalten die Anwohner reines Trinkwasser. Zwei Tage, bevor der Tsunami Aceh zerstörte, wuschen zwei junge Frauen Wäsche am Rande des Sees Sidihoni – und plötzlich verschwanden sie. Sie wurden auf den Grund des Sees gezogen und tauchten nie wieder auf. “Das ist das Zeichen”, sagte der alte Mann mit seinem spindeldürren Körper und lief dabei grazil und voller Engergie weiter. Sie waren vorbereitet und haben dieses Zeichen nicht ignoriert. Danach kam die große Flut des Meeres und das Beben.
Das Haus bekommt ein Label und wird Stätte der Buchübergabe an die Adoptiv-Eltern.