Samstag, 13. Mai
Bei Tolping und Simanindo
Um 9.00 Uhr morgens sind wir bereit zur Abfahrt nach Sidihoni. Ich bin gespannt und voller Vorfreude. Olop und Britta haben es bereits geschafft, das offene Fenster an seinem Jeep mit einer Plastikverdeckung zu reparieren, da der automatische Schließmechanismus nicht mehr funktioniert. Jetzt wird Christine Reiseleiterin. Sie kennt die Ecken von Samosir seit 16 bzw. 23 Jahren am besten, als sie viele historische Plätze aufsuchte und überall mit den Menschen sprach. Wir kommen an Topling vorbei, wo es bedeutende Ahnengräber aus Stein und alte Urnen gib. Sie wurden rundherum mit einem Anstrich versehen und anschließend zu neu erbauten Betongräbern hinversetzt. Derartige Arrangements ergeben einen eigenen, historisch-modernen Eindruck.
Die Sarkophage bei Tolping sind sehr eigenwillig und würden bereits im Forschungsbuch von Barbier-Müller dargestellt.
Dort fotographiere ich eine Gruppe Kinder, die laut rufen: „Foto-Foto, macht Fotos von uns.“ Wir fahren an einer Schneise von gerodetem Pinienwald vorbei, wo die Stämme aufgestapelt bereit zum Abtransport mit den Lastwagen liegen. Wahrscheinlich werden sie zur Zellstoff-Fabrik Indorayon bei Porsea gebracht. **
In einem Dorf entdecken wir etwas Einzigartiges. Zwei Adat-Häuser befinden sich in einem weiträumigen, schattigen Hof und sind von einem Steinwall umgeben, auf dem Bambusbüsche wachsen. Die Mauer stammt noch aus der Zeit der Holländer, um Überfälle zu verhindern. Beeindruckend, denn der einzige Zugang zum Dorf ist der schmale Mauer-Tunnel. In Sakal vor Simanindo zeigt uns Christine zwei ungewöhnliche alte Steingräber, die sie bereits in ihrem Buch veröffentlicht hat und die aus Steinquadern hergestellt sind.
Eine steinerne Mauer schützt ein Dorf mit zwei Häusern. Die Batak waren früher sehr kriegerisch.
Bei Simanindo kommen wir in das bekannte Dorf Huta Bolon, das schon seit vielen Jahren zum Freilicht-Museums geworden ist. Das Dorf ist von einer hohen Steinmauer umgeben und mit großen Bambusbüschen umwachsen – es gibt nur eine Toröffung. Das Haus des Fürsten nennt sich Rumah Bolon (das große Haus), die Reisspeicher nennen sich Poso. In der Mitte zwischen dem Fürsten-Haus und den Reisspeichern befindet sich der Dorfplatz für das Spiel des Gondang-Orchesters und zum Schlachten des Büffels. Außerhalb des Komplexes liegt ein großes Boot, das dem Raja zum Transport und zur Kriegsführung diente.
Jeden Tag werden hier für Touristen aus nah und fern traditionelle Toba-Batak-Tänze aufgeführt. Hinter dem Museum reichen zwei fürstliche Baringing-Bäume weit in den Himmel hinauf. In ihrem Geäst leben weiße Reiher mit langen schlanken Körpern und Beinen und fliegen beständig um die Bäume herum. Sie vermehren sich dort schon lange und sind eines mit dem Museum geworden. Auch über den verhehrenden Brand des Musums hinaus... Den gesamten, langen Weg entlang sind Ahnengräber sichtbar. Unglaublich viele. Deshalb heißt die Insel Samosir auch die Insel der Tausend Grabmale. Die Vorfahren und Ahnen der Batak werden noch immer hoch geehrt.
Die Weberin in Huta-Raja bietet uns feinste Ulos an. Alte Urne auf neuem Tugu bei Tolping.
Christine führt uns zu einer Weberin von traditionellen Ulos, da sie ihr ein Photo von ihrer Großmutter überreichen möchte, das sie auch im Buch veröffentlicht hat. Wir fahren an einem ganz modernen Grabmal in der Form eines Bienenstockes vorbei, das ein hoher General in Jakarta erbauen lies. Rechts von uns liegt der Toba-See, er begleitet uns die ganze Strecke entlang und gibt eine weite, klare Aussicht frei. So erreichen wir Pangururan, die Hauptstadt des Landkreises. Hier essen wir Goldfisch und Fisch in süß-sauerer Soße, eine Batak-Spezialität mit vielen Gewürzen. (Ikan mas, ikan mujaer arsik, susu kerbau) Es wird auch Büffelmilch-Quark serviert. Britta ruft entzückt auf, als sie das sieht. Wie lecker! Doch nach meinem Empfinden paßt der Geschmack gar nicht zum Reis dazu. Aber Britta schöpft sich davon eine große Portion auf ihren Teller und beginnt mit ihren weißen Händen – auf traditionelle Art – zu essen. Wir schließen das Essen mit frisch gepreßten Fuchtsaft von Holländischen Tomaten und Avocados ab. Sehr erfrischend.
Die Fahrt auf die Höhe der Insel Samosir gibt den Blick auf Pangururan und Pusuk Buhit, den Nabelberg, frei.