Sonntag, 14. Mai
Rückfahrt – durch weitere Batak-Länder
6.30 Uhr Morgens. Adieu Samosir! Donna, Frank, ich und Olop fahren nach Medan zurück, Christine und Britta bleiben noch drei Tage um sich auszuruhen und Megalithen-Gräber zu erkunden. Dann wollen sie nach Sidihoni hoch bis sie am 26. Mai wieder zurück nach Deutschland fliegen. Donna wird meine Reiseleiterin, als wir das Hochland an der Küste des Toba-Sees entlangfahren. Wir erreichen die erste Fähre und frühstücken in Parapat. Die Luft ist kalt und frisch. Der Kaffe beginnt schon wieder sauer zu schmecken, aber der Baumtomatensaft ist fein. Wir fahren eine sehr lange Straße entlang, durchqueren Wald und sehen zu unserer Linken in der Tiefe den Toba-See ruhen. Hinter Sipolha steht eine Beton-Skulptur in Form eines gigantischen Goldfisches, das Symbol des Toba-Sees.
Wir kommen nach Pematang Purba im Gebiet der Simalungun-Batak und besuchen dort das Adat-Haus des Fürsten in einem großes Museumsareal. Der 12. Raja, der auch Tuanku Rahalimgenannt wurde, hatte 12 Frauen und alle diese Frauen wohnten in einem einzigen sehr großen Adat-Haus. Der Fürst wohnte im hinteren Teil des Hauses in einer Kammer mit 2 Frauen und den Instrumenten der Gondang-Musik. In der Küche nebendran kochte die jüngste Frau und servierte dem Raja das Essen. Der Raja schickte seinen Adjutanten zu jener Frau, mit der er nächtigen wollte und übersandte ihr hierzu einen Betelpfriem. War die Frau bereit, erwiderte sie: ich möchte mit dem Raja zusammen Betel kauen.
Donna erzählte, früher seien viele Touristen hierher gekommen und haben sich an der Geschichte des Rajas mit den 12 Frauen erfreut, aber jetzt würde das Museum nicht mehr gepflegt werden, nur noch das Raja-Haus erscheine in gutem Zustand. Wir fahren auf eine weitere Berghöhe. Simarjarunjung. Hier ist es noch kühler. Wir trinken Bandrek, einen scharfen, heißen Gewürztee – die Spezialität dieser Gegend. Er schmeckt nach Ingwer und Pfeffer, dazu gibt es feine fritierte Bananen. Frank erinnert Donna: „Nicht wahr, wir kommen jedes Jahr hierher zum Bondrek trinken und Bananen essen.” Donna lacht nur. Es ist schon das fünfte Mal, daß sie hier vorbeikommen. Beim Verabschieden sagte Frank zu den Beschäftigen: „Bis zum nächsten Mal!“.
Blick auf Tongging und den Sipiso-piso Wasserfall (wörltich: das scharfe Messer), Naturdenkmal im Karoland
Zuletzt kommen wir ins Karo-Land, Tongging, hier ist der große Wasserfall Sipiso-piso. Auf der Fahrt von Simarjarungjung nach Tongging liegen Simalungun-Dörfer, die breit und hübsch angelegt sind. Der Toba-See ist den ganzen Weg über sichtbar, je entfernter desto schöner, desto ruhiger. Hügel und Berge recken sich in die Höhe, einige von ihnen liegen im Schutz von Wolkenschatten, andere leuchten in der gleißenden Sonne. Was ist das hier für eine Weite, welch eine Stille! Überwältigend! Die Straße bildet eine lange, dünne Linie und schlängelt sich kurvig entlang des Abhangs. Hier muß man sehr vorsichtig fahren. Falls nicht, holt einem der Tod. An einer Kante wären wir fast abgestürzt. Die Aussicht auf den Sipiso-piso Wasserfall ist zauberhaft. Weit fällt der Fluß von der Kraterkante in die Tiefe, 1.200 Meter. Der Wasserstrahl erscheint aus der Ferne wie ein dicker Baumwollfaden. Der Toba-See liegt weit ausgebreitet vor uns in der Kratertiefe. So ruhig, als wäre dies ein niemals gezeichnetes Gemälde. Wir spüren die unglaubliche Weite der Natur und ihre ganze Schönheit. Beim Blick über die vor uns liegende Landschaft will uns die Gravitation der Erde in die Tiefe ziehen.
Wir müssen wieder weiter in Richtung Kabanjahe, nahe Berastagi im Karo-Batak-Land. Der Toba-See folgt uns schon nicht mehr. Hier ist Nebel, der zunehmend dichter wird. In der Kühle essen wir gegrilltes Schweinefleisch nach Karo-Batak-Art (babi panggang), das entlang der Hauptstraße angeboten wird. Donna kauft eine reife dicke und gesunde Ananas. Olop rast. Wir kommen um 17.00 Uhr am Flughafen in Medan an. Ach, vielen Dank, Freunde, für diese großartige Tour.
Ich renne zum Counter von AIRASIA, aber sie sagen, der Abflug sei auf 20.10 Uhr verschoben worden. In Wirklichkeit fliegen wir erst um 20.30 Uhr. Den ganzen Flug verbringe ich in tiefstem Schlaf, bis zur Landung am Flughafen Cengkareng um 23.00 Uhr. Dann fahre ich den langen Weg nach Hause mit einem Taxometer-Taxi. Um 24 Uhr steige ich aus und zahle die Fahrt – in dem Moment erlebe ich, was Bankrott bedeutet.
Anmerkungen Scheiber:
* Die Pilze wachsen auf und um Kuhfladen, ihr Wirkstoff ist Psilocybin, ähnlich dem Peyote; meines Wissens wurden sie aber niemals mit dem Kuhfladen zubereitet.
** Näheres zu den sozialen und ökologischen Problemen, die die Firma Indorayon verursacht, finden Sie im Archiv von Watch Indonesia!, www.watchindonesia.de
*** Drei Tage später inspizierten wir die Stelle: in jener Nacht hatte Olop intuitiv nur wenige Meter vor dem senkrechten Absturz in ein fast ca. 8 Meter tiefes Flußtal gehalten. Die dazugehörige Brücke war entfernt worden und die geteerte Straße endete abrupt am Steilhang. Das hätten wir nicht überlebt.