Freitag, 12. Mai
An Samosirs bekannten Plätzen
Ich wache besonders früh auf, so gegen 6.00 Uhr. Hier ist es morgens schon heller als in Jakarta. Zum Frühstück gibt es gebratene Nudeln und leckeres Huhn, dazu den feinen starken Kaffee, der auf Samosir gedeiht. Bis wir das nächste Mal essen, diskutieren wir intensiv das Problem der Firma Indorayon am Toba-See. Sie gewinnt Elektrizität durch das herausfließende Wasser des Toba-Sees bei Porsea und verursachte durch die Sprengung des Asahan-Flußbettes das Absinken des Sees um ca. 3 Meter. Deshalb mußten die Anwohner neue Anlegestellen und Häfen für die Schiffe und Fähren bauen, ebenso alle Bewohner der weiten Küstenfkanken. Seit einigen Jahren wird ein Turbinen-Projekt an der nördlichen Steilküste des Toba-Sees gebaut. Hier wird Wasser von mehreren Flüssen unterirdisch in den Toba-See umgeleitet. Plötzlich stieg das Wasser des Toba-Sees wieder um mehrere Meter. Die Bewohner mußten wieder neue Anlegestellen bauen, einen neuen Terminal für die Fähre oder neue Treppen zum Wasser hin. Aber so werden die Flußtäler austrocken… ach, ich bin durcheinander. Schrecklich! Von einer ortsansässigen Jugendlichen erfahre ich, daß die Umgebung des Turbinen-Projektes gesperrt ist.
Donna erzählt vom Geheimnis der magic mushrooms, die früher besonders gerne von Rucksacktouristen gegessen wurden. Sie rufen bei jenen, die sie zu sich nehmen, äußerst starke Halluzinationen mit Neigung zum hysterischen Lachen hervor. Sicher deshalb, weil die Pilze extra von den Einheimischen mit ihrem Medium zubereitet wurden: mit dem Kuhfladen. Ups… ! *
Wir schauen uns ohne Christine die Gegend um Tuk-Tuk an, sehen die Hotels, Cafes, Pubs, Diskotheken, Galerien, verschiedene Arten von Restaurants, die einsam und verlassen sind. Das Wetter ist klar. Die Hügel und Berge um uns treiben ein Spiel mit uns. Manchmal scheinen sie ganz nahe, dann wieder scheinen sie ganz fern. Wir gehen nach Tomok weiter, dem Platz des historischen Grabes des Rajas Sidabutar, wo es die Zeremoialpuppe mit ihren beweglichen Gliedern und die alten Steinsitze gibt. Raja Sidabutar – das ist auch der Ur-Ahne von Donna. Dort sehe ich einen Kolibri – eine sehr schöne Vogelart – der besonders geschickt fliegen kann und den Kumia Effendy in einer seiner Kurzgeschichten verewigt hat. Immer wieder sind große Baringin-Bäume (Ficus-Art) zu sehen, die vielleicht schon tausend Jahre alt sind.
Pagar Schutzsteine der vorchistlichen Religion und ein kleiner Sarkophag aus Stein mit Singa-Gesicht und Brüsten. - Annette aus dem Tabo-Cottage freut sich über das Buch-Exemplar.
Danach fahren wir zum Dorf Siallagan, wo der Raja einst über Verbrecher Gericht hielt und ihnen der Kopf abgeschlagen wurde. Wir hören den Erklärungen eines Reiseleiters für seine Gäste aus Malaysia zu, die fast alles Frauen sind. Britta und ich lachen miteinander, als wir hören, wie der Reiseleiter ihnen die kannibalistischen Praktiken der Batak plastisch vorexerziert. (Das Thema hatten wir gerade am Vorabend zusammen diskutiert). Dieser Mythos interessiert die fremde Gäste sicher am meisten. Währenddessen bedrängen uns die Souvenirverkäufer, etwas von ihnen zu kaufen. Ich traue mich nicht zu fotografieren, da ich fürchte, sie zu verärgern, weil ich nichts kaufen möchte. Donna ersteht eine aus Holz geschnitzte Maske. Britta kauft breite Reis-Löffel aus dem Horn des Wasserfüffels. Danach entdecken wir Palmfrüchte Salak Padang Sidempuan, die viel Fruchtfleisch haben, süß und saftig sind. Ein Kilo kostet nur 5.000 Rupiah (50 Cent).
Als wir zum Hotel zurückehren, ist Christine schon ins Tabo-Cottage gegangen, dem Guesthouse ihrer Bekannten, Annette, einer Deutschen, die einen Batak geheiratet hat. Sie ist äußerst bewandert in den batakschen Verwandtschaftsregeln und den Fest-Zeremomien. Christine bittet Annette darum, ihre Erfahrungenn aufzuschreiben und dies auf ihrer website www.sidihoni.com zu veröffentlichen. Als Anregung übergibt sie ihr ein Buchexemplar. Annette hatte zusammen mit ihrem Mann Silalahi 1998 in Sidihoni an der Eröffnungsfeier ihres Adat-Hauses teilgenommen.
Ihre Ferienanlage ist hübsch und und liegt direkt an der Küste des Toba-Sees. Mehrere Fremde essen gerade zu Nacht, da es hier westliche Gerichte gibt. Wenn ich mich nicht irre, schickt Kurnia Effendy in diesem Moment eine sms und berichtet mir von dem positiven Verlauf des Wettbewerbs in seinem Büro. Ich antworte mit Begeisterung. Weil ein Gewitter kalten Regen und Wind gebracht hat, bestellen Britta und ich Knoblauchbrot nach deutscher Küche und extra scharfe indonesische Nudelsuppe. Ich bin verblüfft darüber, wie Britta die gesamte scharfe Brühe leerschlürft. Da kann ich selbst nicht mithalten. Sie lacht vergnügt, weil mir bei dieser Schärfe schon die Tränen kommen. Wundert euch nicht, sie ist sicher eine Indonesierin, die sich als Deutsche tarnt!
Ein Dorf mit nur zwei Häusern und einer Mauer aus Steinquadern herum. Am Giebel ist ein farbiges Singa-Relief.