Donnerstag, 11. Mai
Fahrt ins Hochland
Der Morgen beginnt mit feinem, gebrühtem Kaffee. Ein Student der S2 Universität aus Canberry, Abteilung Asien Studien, ruft an und möchte gerne Christine treffen. Er schreibt gerade eine Dissertation über die traditionelle Religion der Toba-Batak. Leider, leider können wir uns nicht gemeinsam treffen, weil die Zeit allzu knapp ist. Wir müssen bereits für unsere Abfahrt nach Samosir packen. Um 13.00 Uhr bewegen wir uns in Richtung Tuk-Tuk, dem Ferienort auf der Insel Samosir, und passieren alsdann Tebing Tinggi und die große, geschäftige und ungewöhlich saubere Stadt Pematang Siantar. Wir schaffen es gerade, die Abend-Fähre vom Festland zur Insel Samosir hinüber um 18.00 Uhr zu bekommen. Wir bleiben im idyllisch gelegenen Hotel Carolina. Es fügt sich schön in die Landschaft ein und wurde in den 70-er Jahren erbaut. Im Gegensatz zu anderen Hotels, die noch immer unter den Auswirkungen der Finanzkrise von 1998 leiden, läuft es gut. Ein Holländisch-Indonesisches Paar besitzt das Hotel und bietet Zimmer von 20.000 Rupiah (ca. 2 Euro) aufwärts bis 210.000 Rupiah (ca. 21 Euro) an. Einige der Unterkünfte sind in der Form von traditionellen Batak-Häusern erbaut – weiträumig, sauber und mit Aussicht auf den Toba-See. Donna, die in den 90er Jahren als Reiseleiterin in Sumatra gearbeitet hatte, berichtet uns, daß in jenen Jahren viele ausländische Touristen, insbesondere Gäste aus Deutschland, in vollbesetzten Reisebussen von Medan aus kamen und in Tuk-Tuk blieben. Als Reiseleiterin zu arbeiten war zu jener Zeit äußerst beliebt und auch sehr anstrengend. “Stellt Euch vor”, erzählt Donna lachend, “weil die Touristen immer ALLES genau wissen wollten und sie nach allen Namen der Pflanzen entlang unserer Fahrtroute fragten, und ich als Reiseleiter natürlich die Namen schon wieder vergessen hatte, sagte ich einfach, diese Pflanzen heißen mit lateinischem Namen aku menupis. Doch das ist Batak-Sprache und heißt‚ ich schwindle - ahu menipu.”
Im Hotel ist es still und ruhig, nur wir sechs bestellen zu Abend. Dabei weht eine frische Luft und liegt der See ruhig und klar vor uns. Wir führen eine laute, heftige Diskussion über den Mythos und die wahren Anteile des früheren Kannibalismus der Batak und darüber, weshalb deutsche Missionare ins Batak-Land geschickt wurden und weshalb die holländischen Kolonialherren es ihnen erlaubten. Daß es eine politische Strategie war, die Mission voranzuschicken um die Menschen zu beeinflussen und anschließend das Land besetzen zu können. Ich bin verblüfft...
Essen in Tuk-Tuk und Aufflug zum berühmten Sakophag des Raja Sidabutar in Tomok. Die "Ahnenfiguren" scheinen eine moderne Kreation zu sein.