Zur Gottesvorstellung
Gerne wird unterstellt, es handle sich bei den vorchristlichen Batak um den Glauben an EINEN Gott. Der Hochgottgedanke ist von Mission und Kirche provoziert und x-mal reproduziert worden, so daß die Batak dies selbst glauben. Es gab mehrere Gottwesen in der Mythologie, einen Schöpfergott und eine Schöpfergöttin, beseelte Naturplätze, Ahnen mit Götterstellung, zahlreiche gefährliche böswillige oder gutwillige Geister und durch den Einfluß vom Hinduismus Götter-Triaden für verschiedene Aspekte des Lebens. Bedacht werden muß immer, daß der Glaube an EINEN Hochgott unter der Zentralregierung seit der Unabhängigkeit Indonesiens als eine der fünf Grundsäulen der Verfassung verordnet wurde. Wer noch an Ahnegeister glaubte (ohne erklärter Hindu zu sein) wurde in gefährliche Nähe zu den hart verfolgten Kommunisten gerückt. Wer moderner Staatsbürger sein wollte, erklärte sich zum Anhänger eines Hochgottes.
Hauptelement zwischen Mensch und vorchristlichem Geistwesen war die gegenseitige Verpflichtung, das In-der-Schuld-stehen, das Opfern und Darreichen. Eine Form gegenseitiger Abhängigkeit und Austausches.
Soziologische Elemente
Die Verbindung der Klans untereinander entsteht durch Heiratsallianzen. Diese Allianzbeziehungen werden durch gegenseitigen Austausch mit materiellen Gütern und gutem Segen beständig aufrechterhalten. Sie dauern – durch nie enden wollende Verpflichtung - über viele Generationen an.
Die gegenseitige Verpflichtung auf gesellschaftlicher und religiöser Ebene und ihre demokratisch verfasste Form führte nach Angerler dazu, daß bei den Batak kein Staat entstehen musste. Und dies obwohl die Toba-Batak ein Mehrprodukt erwirtschafteten und überregionale Märkte mit überregionalen Marktgesetzen hatten.
Ich selbst schätze, daß diese Gegenseitigkeit einen großen Missionserfolg brachte, denn die Missionsärzte heilten, brachten vorteilhaftes Wissen und eine neue Art von friedlicher Gemeinschaft.
Zur Gesellschaftsstruktur
Bius war die wichtigste territoriale rituelle Vereinigung, die das jährliche Fruchtbarkeitsfest durchführte und die Rechte der Feldbewirtschaftung regelte. Große Bewässerungsanlagen wie im Silindung-Tal waren nur unter der demokratischen Führung der männlichen Gruppe von Parbaringin und weiblichen Gruppe der Paniaran möglich. Das Amt der Männer war vererbbar; die Funktion der Frauen war die Verbindung zur geistigen Welt der Ahnen und beseelten Naturheiligtümern, die im Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit der Reisfelder standen. Diese übergreifende Organisation ist den Missionaren in ihrer ausgefeilten Funktionsweise jedoch nicht aufgefallen. Die Niederländer verboten die Bius-Feste aus Angst vor territorial organisierter Gegenwehr. Die Christen verboten das Horja (auch Fest der Knochenumbettung) aufgrund des starken und direkten Bezugs zur Ahnverehrung. Vergleiche hierzu Angerlers Dissertation.