Ergänzende Bemerkungen von Christine Schreiber
Von Glaubenskolonien zu Missions-Inseln
Was wurde aus der deutschen Glaubenskolonie?. Hier ist interessant, wie die nächste Generation von Missionaren lebte. Diese kamen mit ihren Ehefrauen und waren zumeist als Missions-ÄRZTE tätig. Durch ihre Versorgung der Bevölkerung in Krankenhäusern und die Schulung von Hebammen legten sie auf neue und bis heute wirkende Weise Zugang zum Volk der Batak. Ich empfehle hier die Lektüre der zwei für persönliche Zwecke verfassten Bücher von Luise Metzler und Renate Buck-Winkler. Die beiden Bücher beschreiben das Klima in den weiterentwickelten „Glaubenskolonien“ und zeigen deutlich den Anteil der Ehegattinnen an einer erfolgreichen Mission. >>> zum Artikel. Im Hintergrund werden die Verheiratungsstrategien und der Zugriff auf die leiblichen Kinder von Missionsfamilien als kirchenpolitische Mittel deutlich. Vor Ort kontrastiert eine privilegierte Lebensweise in wahren „Missionsinseln“ mit Restriktionen und zeitgemäßen Zwängen.
Zum politischen Rahmen im Batakland
Die Kinder und Gattinnen des 1907 von den Niederländern in verräterischer Weise ermordeten Batak-Priesterfürsten SiSingaMangaRaja (SSMR) wurden zwangsmissioniert. Damit war der Fall des freien Batak-Landes im Kernland eingeläutet. Es war nämlich frei, da es sich noch nicht der Kolonialregierung untergeordnet hatte und jegliche fremden Eindringlinge abwehrte.
Die Padri waren äußerst gewaltsam und die südlichen Batak-Länder waren regelrecht traumatisiert von den Gewalterfahrungen. Von Seiten der Kolonialverwaltung und der Mission war es ein explizites strategisches Ziel, eine „Glaubensgrenze“ zum bereits Jahrhunderte lang islamisierten Aceh im Norden Sumatras aufzubauen und im Süden das weitere Vordringen der Padri-Islamisierung zu verhindern. Es sollte sozusagen eine „geostrategische Glaubensinsel“, d.h. ein gesamt-christliches Batak-Land geschaffen werden.
Zur Religion
Die Rolle des Datu ist in der bisherigen und insbesondere christlichen Literatur überbewertet.
Die Mission sah im Datu die Parallele zu ihrer mächtigen Figur des Priesters. Da Raja Pontas Lumbantobing Hauptinformant von Nommensen war, wurde seine Position in der Gesellschaft der Batak durch die Weißen sehr überbetont. Ein Datu war immer Kompagnon des Raja. Daß der Datu mit Furcht und Zauberei arbeitete, wurde m.E. ebenfalls von den Missionaren überbetont und zur eigenen Legitimation benutzt. Da Datus Bücher verfassten, gab es endlich handfestes Material, auf das sich die westlichen Batakkundler stützen konnten.
Foto: Religiöse Zeremonie, Tanz um den Borotan mit Opferbüffel
Wie mir scheint, waren die institutionalisierten Parbaringin und Paniaran wichtigere religiöse und politische Gruppen in der traditionellen, noch nicht christlich beeinflussten Batak-Gesellschaft. Der Datu dürfte auf der dörflichen, praktischen Ebene nicht mehr Einfluß ausgeübt haben als die Sibaso (Hebamme, Heilerin und Trancemedium in einer Person) und herausragende Paniaran (spirituell spezialisierte Gattinnen überregional organisierter Raja).
Die Paniaran waren der Zusammenschluß der Schamaninnen mit der Aufgabe der Kontaktaufnahme der (menschlichen) Vorfahren und beseelten Naturkräfte (den ursprünglichen Bewohnern der Quellen, Wälder und Besiedlungsplätze).