Blick auf den Nabel Berg Pusuk Buhit mit knapp 2000 Meter Höhe.
Die Bauern haben Pinien als Feuer- und Bauholz gepflanzt und dazwischen hohe Nelkensträucher. In die Löcher auf der Büffelweide werden Kaffeesetzlinge mit Büffeldung eingebracht werden.
Der See Sidihoni, 1330 Meter hoch gelegen, auf der Insel Samosir, gibt der Region seinen Namen.
Wir beide sind auf dem Weg zum Amang Boru Naibaho, dem Schwiegervater meiner ältesten Schwester.
Es liegt noch hinter einem traditionellen Dorfwall aus Lehm mit Bamus bepflanzt. Das schützte die Dörfer früher vor dem Eindringen von Feinden.
Die Ehre unseres Besuches wird verbunden mit einem Ehrenessen, dessen Zutaten zugleich als Opfergaben an die Ahnen dienen.
Der Schwiegervater meiner ältesten Schwester - mein Amangboru - hat die Opfergaben zum Darbieten bereits auf das Wandbrett gelegt.
Die Opfergaben, das heißt Hähnchen in Blutsoße Pinadar, gelber, roher Reiskuchen mit Gewürzen, Büffelmilchquark und das heilige Zitronenwasser, werden anschließend verzehrt.
Britta wird per Handschlag in die Familie meines Schwiegervaters Amangboru aufgenommen.
Ihr neuer Bruder, mein Schwager, reicht ihr heiliges Wasser von der Quelle des Naibaho-Klans am Berg Pusuk Buhit.
Der Opferkuchen in der geflochtenen Tasche wurde aus rohem Reis zubereitet.
Das Reismehl wird nur mit Gewürzen wie Ingwer und Gelbwurzel gestampft und dann feucht mit der Holzstange aus dem großen Steinmörser gehoben. So behält er diese spezielle Form.
Mutter Ompung Renaldi boru Sihombing lässt ein neues Wohnhaus erbauen, direkt neben ihrem alten.
Mein Bruder holt Pinien-Bauholz vom eigenen Wald.
Seit drei Jahren gibt es eine grob gepflasterte Straße bis zu unserem Dorf. Der starke Regen wäscht sie immer wieder aus und die Schlaglöcher zerschlagen die Karosserie.
Das neue Haus wird den Blick auf die katholische Kirche - Gereja Katholik - erhalten. Das Gebiet wurde erst ab 1935 katholisch missioniert.
Wer arbeitet, wird nicht nur mit Kaffee versorgt.
Zigaretten müssen vom Bauherr immer bereitgelegt werden, sie sind Teil des Arbeitslohnes.
Seit über 30 Jahren ist unsere dieselbetriebene Reisschälmaschine - Gilingan Beras - für Lohnaufträge im Einsatz. Das garantiert ein stabliles Einkommen.
Die jüngste Schwester ist aus Bandung in Java gekommen.
Sie bringt ihr Neugeborenes mitund bekommt von Mutter und Bruder zum Segen Goldfisch - Ikan Mas.
Ich schenke der zweitältesten Schwester, hier als Nonne in Zivil,
das geschnitzte Kreuz, Salib, aus meinem Elternhaus…
... ein Erbstück, das bei ihr richtig sein wird.
Die Katzen, Sitaring, wörtlich: diejenigen, die am Herdfeuer leben, schauen zu.
Markttag am Mittwoch:
Der Schulbus meines Paribans (Cousins) ist noch immer im Einsatz – schon fast 30 Jahre. Mit ihm machten wir 2008 einen Ausflug mit ca. 40 Sidihoni-Nachbarn zu den heißen Quellen. Auf Samosir fahren nur japanische Kleinbusse, die innen im Passagierraum mit Metallstangen zusätzlich verstärkt wurden. An vielen Stellen sieht man durch die Rostlöcher hindurch den Erdboden.
Wiedertreffen von Freunden und Verwandten auf dem Markt: hier Brittas neue Schwägerin. Seit Jahrhunderten sind die Frauen DIE Händlerinnen auf dem Markt. Sie führen die Haushaltskassen.
Mutter ist noch immer als Kaffeehändlerin tätig. Sie kauft rohe Kaffeebohnen der lokalen Bäuerinnen und Nachbarinnen auf. Viele Frauen erhalten hierrüber Wochenkredite. Des Abends verkauft Mutter die gesamte Menge an Rohkaffee an die Händler aus der Hafenstadt Medan, die mit den LKWs zum Marktplatz kommen. Die aktuellen Böresenpreise sind den Bäuerinnen bekannt.
So viel Markt macht müde…
…da hilft nur eine Tasse schwärzester Kaffee Kopi Asli, reiner Arabica, aus den Gärten Samosirs...
… und dazu heiße, ausgebackene Süßigkeiten, Goreng Batak...
… oder etwas Obst
Sonntag: Kirchgang.
Die katholische Kirche wurde 1982 während meines ersten Aufenthaltes von den Gemeindemitgliedern in Eigenarbeit erbaut. Danach wurde sie mehrmals erweitert.
Sonntag nach dem Kirchgang:
Besuch bei Freunden. Vergnügtes Plaudern bei einer Runde Sirih-Kauen.
Sirih bedeuted: ein Blatt des Betelpfeffers wird mit Kalk bestrichen, dazu wird etwas zerkleinerte Betelnuss gegeben und getrocknete Gambirblätter und je nach Belieben etwas Tabakblätter. Das ganze wird mit dem grünen Blatt umwickelt wie ein Miniaturpaktet und dann im Mund gekaut. Erfrischender, leicht anregender roter Saft bildet sich im Mund und wird nach einer Weile wieder ausgespuckt. Es wirkt ungefähr wie ein kleines Schnäpschen. Ich mag es sehr. Wichtig ist dabei die gesellschaftliche Bedeutung des Teilens und Hinreichens und gemeinsamen Kauens. Demban und Napuran ist das Batakwort für Sirih.
Unser Adat-Haus, auch Rumah Parsantian - gesegnetes Haus - das gelb gestrichene in der Mitte. Es ist der Ausgangspunkt für unsere Sonntagsbesuche...
Alltag: Büffel-Lümmeln im Tümpel
Kaffee-Kirschen waschen und danach schälen. Die rote Süße Schale quillt auf und kann dann abgrieben werden. Übrig bleibt die Silberhaut und die rohe, zweihälftige Bohne.
Noch unreife, grüne Kaffeekirschen, Sorte Arabica, Kopi Ateng
Frisch gepflanzte Kaffeesträucher sollen nicht aufgefressen werden
Gemeinsames Gebet am Grab des Vaters (Ama ni Roma Simalang) und der Großeltern.
Den Verstorbenen werden Kekse, brennende Zigaretten und Sirih - demban - hingelegt.
Man reinigt sich rituell und spricht individuelle Gebete und trinkt gemeinsam aus der Weihschale Paranggiran.
Mutter, 74 Jahre alt (2011), trinkt geheiligtes Wasser.
In dem Wasser, das aus der Quelle im Wald geholt wird, liegt eine aufgeschnitte, nur rituell verwendete Zitrone, Jeruk Perut. Jeder Betende nimmt einen Schluck davon. So bleiben wir alle gesund.
Auch die Simalango in Sidihoni erbauen ein Beton-Monument für ihre Ahnen und Stammväter. Es steht für die Einigkeit und Größe der Marga, bzw. des Klan-Stranges.
Abschied! Im linken Teil des Hauses lebte ich während meiner frühesten Forschungen eng mit der Familie zusammen.
Bald wird der Teil nur noch Lagerhalle sein…
Blick zurück auf unser Dörflein und seine Büffelweiden ...