Kashan und Isfahan
21.06.2013
Wir unterbrechen unsere Fahrt nach Isfahan in Kashan, einer etwas kleineren Oasenstadt mit einem schoenen persischen Garten, der zeigen sollte, wieviel Wasser es in der Stadt gibt. Die Kinder planschen in den Kanaelen und Sima nimmt ein Vollbad, da sie auf den glatten Fliesen ausrutscht. Der Hammam ist ein historischer Ort. Hier wurde der Widerstandskaempfer Amir Kabir ermordet. Das Exekutionskommando des Shahs fand ihn, als er gerade bei seinem Masseur sass. Schoene Vorstellung,oder?
Vor dem Garten finden wir kleine Teehaeuser, in denen auf traditionelle Art Rosenwasserestilliert wird. Fuer die Nacht checken wir in einem der alten renovierten Handelshaeusern der Stadt ein, Kashan hat eine reiche Geschichte als Handelsstuetzpunkt und Verkehrsknotenpunkt fuer Karavanen durch die Wueste.
Das Hotel ist genial, mit riesigem Zimmer und tollem Innenhof mit Wasserbecken, wir duerfen die Kueche benutzen und schauen in der Lobby zu, wie Iran gegen Suedkorea im Fussball gewinnt und sich damit fuer die WM qualifiziert hat. Vasco wuenscht sich ein eigenes Zelt zum Geburtstag, also ziehen wir gegen Abend nochmal los Richtung Bazar. Der ist zwar schoen, hat aber keine Zelte. An einer Strassenecke fragen wir einen Mann nach 'Tschador'. Der schwarze Umhang der Frauen heisst woertlich uebersetzt also 'Zelt'. Ein Laden scheint ausserhalb der Stadt zu sein, Ali organisiert ein Taxi. Einige Zeit spaeter hat Vasco sein Zelt in der Hand und wir sind bei Ali eingeladen, zum essen, zum schlafen und ueberhaupt, wir koennen bleiben, solange wir wollen. Und ausgerechnet heute haben wir uns mal nicht im Park niedergelassen, sondern in einem relativ teueren Hotel.
Wir wollen nicht unhoeflich sein, und sagen zu, etwas mit seiner Familie zu trinken, so fuer eine halbe Stunde oder so und werden sehr herzlich von seiner Mutter und seiner Schwester empfangen. In der Wohnung sieht es sauber und gemuetlich aus, wir bekommen Suessigkeiten (Vasco isst wie immer unmaessig und stopft sich auch noch beide Hosentaschen voll, was uns peinlich ist aber die Leute sehr amuesant finden..). Dann gibt es gekuehlten Zuckersirup und anschliessend Gurken, jetzt ist genug, im Hotel wartet noch Haehnchen im Kuehlschrank, das heute gegessen werden will. Wir bedanken uns und machen etliche Abschiedsfotos.
Am naechsten Morgen noch lockere 200 Kilometer Autobahn bis nach Isfahan, der drittgroessten Stadt im Iran mit 1,6 Mio Einwohnern. Auf dem Weg passieren wir Natanz, genau jenes besagte Natanz, wir sehen einige Luftabwehr-Raketen um die Stadt herum stationniert und sind kaum an der Ausfahrt vorbei, da erklingt von unserem Sohn ein wohlbekannter Satz 'ich muss aufs Klo!' Da man diese Tatsache unmoeglich ignorieren kann, halte ich in der naechsten Parkbucht und wir bringen es schnell und unauffaellig hinter uns.
In Isfahan versuchen wir zum ersten Mal einen Park mithilfe von GPS-Koordinaten zu finden und siehe da, es klappt, nur leider ist Camping hier mittlerweile verboten, wir bekommen eine Wegbeschreibung zum Campingplatz auf farsi, koennen aber soviel erkennen, dass er mindestens 10 km ausserhalb ist. Neee, das ist ja doof. Wir fahren am Fluss entlang zum naechsten Park. Dort treffen wir einen Mann mit einem T4 Transporter, der natuerlich alles ueber Pingu wissen will. Er ruft einen Freund an, der in Deutschland studiert hat. Der erzaehlt uns, dass man das Campen generell in Isfahans Parks verboten hat, wir uns aber keine Gedanken machen sollen, einfach das Zelt aufbauen, bei Auslaendern waere man tolerant...
So dreist wollen wir nicht sein, finden mit viel Glueck einen Parkplatz mitten im Zentrum neben einem Park und duerfen hier im Bus uebernachten. Solange wir kein Zelt aufstellen, sagt auch keiner was. Wir zahlen 2 Euro am Tag fuer den Parkplatz und gehen dafuer in Ermangelung von Restaurants in der naeheren Umgebung im Abbasi-Hotel, eines der wenigen Luxushotels der Stadt dinnieren. Es befindet sich in einer renovierten Karavanserei und die Atmosphaere im Innenhof ist einfach genial. Wir wollen am naechsten Tag, Vascos Geburtstag hier das Buffet ausprobieren, man goennt sich ja sonst nichts.
Der naechste Tag gehoert unserem Sohn, alle Sehenswuerdigkeiten (und die Stadt ist voll davon) muessen warten. Wir verbringen also den halben Tag auf dem Spielplatz und den anderen halben warten wir darauf, dass die Seilbahn auf einen der umliegenden Berge endlich aufmacht. Dann nicht zu vergessen das Abendessen im Abbasi, nur eine Geburtstagstorte finden wir leider nirgends.
Am naechsten Morgen kommt Moritz an unserem Bus vorbei, ein Hollaender, den wir bereits aus Kashan kennen. Er erzaehlt, er haette 2 deutsche Motorradfahrer getroffen, die nach Pakistan wollten und auch noch einen schwarzen Jeep mit deutschem Kennzeichen vor dem Abbasi stehen sehen. Wir natuerlich in der Hoffnung endlich auf andere Overlander zu treffen auf zum Abbasi, kein Jeep, naja, dann eben ein Cay in der Lobby, wat solls.
Jetzt endlich zu den Sehenswuerdigkeiten. Die Ausmasse des zentralen Platzes bringen einen schon zum Staunen, es soll nach dem Tianmen-Platz in Peking der zweitgroesste Platz der Welt sein. Und dann die 2 Moscheen an dessen Ost bzw. Suedseite und der riesige Palast im Westen. Einfach unglaublich! Die Bilder sagen alles...
Auf dem Weg zum Abendessen kommt uns doch tatsaechlich noch ein weisser Unimog mit Pforzheimer Kennzeichen entgegen, Patrice winkt, doch er faehrt vorbei, kann ja jeder kommen.