Wo gehts zur Rajaji Salai? - Letze Tage in Indien
Sonntag, 22. September 2013
Madras oder Chennai? Das ist nicht das einzige, was es hier doppelt gibt. Wir wollen zur Rajaji Salai Nr. 39, der Rikscha-Fahrer schaut uns verstaendnislos an. Wir versuchen, ihm im Google-Maps ungefaehr zu zeigen, wo wir hinwollen. Ah-Beach Road! Alle Strassen haben neue Namen bekommen, die alten sind aber noch in den Koepfen drin. Und nicht nur das: wir fahren also die Beach Road entlang und sehen, es gibt zur maximalen Verwirrung auch noch 2 Hausnummern. Nr. 39 ist gleichzeitig Nr. 47, als haette man nicht zumindest die alten Hausnummern behalten koennen.
Im Buero der Shipping Agency werden wir schon erwartet. Erst mal werden die Papiere fuer den Zoll vorbereitet, um am naechsten Tag festzustellen, dass die falschen Formulare verwendet wurden. Der Zollbeamte wirft darauf hin ein paar Leute aus dem Raum, um dann darzulegen, dass alles falsch ist und wir nochmal kommen muessen. Wir sind also noch weit davon weg davon, Pingu in den Container zu parken.
Abends sind wir mit meiner lieben ehemaligen Kollegin Juliet von Kautex zum Abendessen verabredet.[Martinas Arbeitskollegin]. Juliet hat gekocht und wir essen zum ersten Mal, seit wir in Indien sind, RINDFLEISCH. Man kann hier alles kaufen - wenn man weiss, wo..
Die Familie wohnt in Anna Nagar, einem Villenviertel und als wir uns nach einem Taxi fuer den Heimweg erkundigen, meint Juliets Tochter: unser Fahrer kann euch doch nach Hause bringen. Ich hatte vergessen, welche Annehmlichkeiten in diesen Kreisen in Indien 'normal' sind. Jedenfalls haben wir den Abend sehr genossen und es war schoen, sich nach so langer Zeit wiederzusehen.
Am naechsten Morgen bekommen wir einen Anruf, wir koennen heute zum 20km entfernten Containerdepot fahren. Mit Schwung klappe ich den rechten Aussenspiegel in Position und RATSCH - abgebrochen. Da muss ich wohl die Aussage aus dem letzten Post zuruecknehmen.... Kurz vor Ankunft im Containerdepot reisst noch der Keilriemen - na wunderbar. Wir warten 3 Stunden in der Sonne, zum Mittagessen haben wir Idlis mit verschiedenen Sossen und Masalah Dosa, eine Art Pfannkuchen mit Kartoffeln, einpacken lassen. Die Sossen sind wie immer in kleine Plastiktuetchen verpackt. Beim Oeffnen verteilt sich ungewollt der leuchtendgelbe Dhal auf meinen Kleidern. Zum Glueck gibts eine Toilette und ich wasche alles mit viel Wasser, es ist ja warm genug.
Um 4 Uhr taucht der Zoll endlich auf und er nimmts diesmal ganz genau. Er fragt sogar nach der Motornummer, die bisher keinen interessiert hat. Besser so, denn wir haben in Mumbai festgestellt, dass im Carnet die letzte Ziffer nicht stimmte. Also stellen wir uns erst mal dumm: "Aeh, Motornummer, wo steht die?". Wir kommen damit zum Glueck durch und nehmen uns vor, bei naechster Gelegenheit die letzte Ziffer unkenntlich zu machen.
Es daemmert schon, als wir den Bus endlich in den Container fahren, festzurren koennen wir erst morgen, da die dafuer zustaendige Person erst Material besorgen muss, das heisst, morgen nochmal das gleiche Spiel. Der Container wird vorlaeufig versiegelt, aber auch nur, weil wir darauf bestehen. Um 9 Uhr abends sind wir zurueck in Chennai.
Patrice verbringt also nochmal einen aeusserst produktiven Tag im Containerdepot (man hat es doch geschafft, in 8 Stunden den Bus mit 4 Seilen festzuzurren und danach den Container zu verschliessen und versiegeln). Ich mache mich mit den Kindern auf den Weg zu Marina Beach, dem sehr grossen und kilometerlangen Stadtstrand. Danach gibts fuer Vasco ein paar neue Sandalen und fuer Sima einen Haarschnitt, der etwas kurz geriet, bis ich hinschaue, ist es schon zu spaet..
Am Samstag ist dann der Container unterwegs und wir wollen die restlichen Tage noch nach Mamallapuram, 2 Stunden suedlich von Madras. Ich hatte, als ich in Madras gearbeitet habe, fast jedes Wochenende hier verbracht. Jetzt glaube ich, es nicht auf den ersten Blick wiederzuerkennen. Aus dem kleinen Fischerort mit den vielen Tempeln und Steinmetzen und hier und da ein paar Backpackern wurde ein richtiges Touristen-Ghetto mit teueren Restaurants und Hotels mit Swimming-Pools. Der Strand ist allerdings sauberer als damals, man kuemmert sich darum wegen den Touristen. Der Ausflug zu den Tempeln am Sonntag zusammen mit Tausenden Wochenendbesuchern aus Chennai, die mit bunten Saris ueber die Felsen klettern, ist immer noch ein Highlight.
Das soll es dann gewesen sein mit Indien, am Freitag den 27. geht es weiter nach Malaysia. Alles in allem waren es 2 anstrengende Monate, in denen wir aber auch sehr viel gesehen und erlebt haben.
Am letzten Abend, zurueck in Madras, sprengen wir unser Budget und speisen im Hotel Taj Coromandel. Das indische Essen werden wir vermissen, obwohl es zeitweise vor allem in Suedindien schwierig war fuer unsere Kinder non-spicy zu bekommen. Wenn man scharfes Essen mag, egal ob vegetarisch oder non-vegetarisch ist die indische Kueche an Vielfalt kaum zu uebertreffen.