Am See in Pokhara
01.08.2013
Wir empfinden es fast schon als Glueck, dass sich die Ankunft der Aysan noch weiter verspaetet, da wir so noch ein bisschen mehr von Nepal sehen koennen und auch nicht zurueck fliegen, sondern den preiswerten Landweg nehmen koennen. Nach genau einer Woche sind unsere Visa fertig, weitere 4 Monate fuer Patrice, Sima und mich, ganze 6 (!) Monate fuer Vasco. Ist das logisch? Egal, als wir Vasco drohen, wenn er nicht brav ist, lassen wir ihn in Indien zurueck, faengt er spontan an zu weinen - was das? Versteht das Kind etwa keinen Spass?
Gleich am naechsten Tag nehmen wir den Bus nach Pokhara, die Stadt, die bekannt ist fuer den Blick ueber das gesamte Anapurna-Massiv. Es geht um 7 Uhr los und wie das halt immer so ist vor 7-stuendigen Busfahrten gibt ein Familienmitglied (diesmal Vasco) in der Nacht sein gesamtes Abendessen von sich und ist den ganzen Tag mit Durchfall geplagt. Die Einzelheiten wollen wir nicht weiter eroertern, denn die Fahrt ist ansonsten recht kurzweilig, entlang einer schoenen Schlucht, an gruenen Reisfeldern mit Wasserbueffeln. Wir hatten nur 2 Sitze im Bus gebucht, da Lila meinte es sei keine Saison und der halbe Bus vermutlich leer.
Bald wird klar, dass dies ein Irrtum war, oder die 30 Chinesen, mit denen wir uns den Bus teilen, davon nichts wissen. Wir quetschen uns also zu viert auf 2 Sitze -es lebe der Geiz! Kaum angekommen in Pokhara regnet es den Rest des Tages in Stroemen, eine gute Gelegenheit sich von den Strapazen der Reise auszuruhen. Dabei ist Pokhara eher ein Ziel fuer Aktivurlauber. Von Trekken (hier startet der beruehmte Anapurna Circuit) bis ueber Raften, Kajakfahren, Gleitschirmfliegen, es ist fast alles moeglich.
Wir schlendern erst mal gemuetlich am See entlang und lassen uns auf eine kleine Insel mit einem Tempel paddeln, um dann den in Kathmandu versprochenen Besuch bei Lila und Ludovic in ihrem franzoesischen Restaurant zu machen, die Kinder freuen sich seit Tagen darauf, deren Tochter Anissa wiederzusehen. Wir haben zum Glueck die Adresse: Lakeside 6. Als sich herausstellt, dass der ganze Stadtteil dieselbe Adresse hat, naemlich Lakeside 6 und es hier mindestens 2000 Restaurants gibt und natuerlich kein Mensch ein franzoesisches Resturant mit Namen Panoramix kennt - aber hey, da vorne ist das Bistro Caroline, das ist auch ein Franzose. Da wir annehmen, dass alle Franzosen sich irgendwie untereinander kennen, nehmen wir Kurs auf Bistro Caroline. Nun sind leider die Besitzer gerade in Kathmandu, wir irren weiter durch die Stadt, Vasco ist den Traehnen nahe - meine Anissa! Ich frage mich waehrenddessen, wie hier die Post ausgeliefert wird. Haben alle ein Postfach oder kennt der Postbote alle Leute beim Namen? In diesem Fall muessen wir nur den Postboten finden!
Wir fragen einen Taxifahrer, der meint, er hoere den Namen 'Panoramix' heute zum ersten Mal. Einige Zeit spaeter kommt eben dieser Taxifahrer zurueck und meint: Ich habe es gefunden!
Vasco und Sima ziehen schon mit Anissa von dannen, um die Spielzeugsituation bei ihren Grosseltern zu erkunden und wir sitzen den ganzen Nachmittag im gemuetlichen Restaurant bei Kaffee und frisch gebackenen Baguettes und Eclairs. Ludovic leitete eine Grossbaeckerei in Lille und backt jetzt seine eigenen Broetchen in Pokhara. Um genau zu sein beliefert er die ganze Stadt, darunter auch Bistro Caroline ( und die kennen uns nicht? Ist ja komisch..) und ist bei den Gleitschirmfliegern bekannt fuer seine Sandwiches. Andauernd haelt ein Jeep auf dem Weg zum Abflugplatz und Lila gibt den Jungs eingepackte Baguettes mit.
Ab und zu wird es etwas laut, wenn der Strom aufaellt und der Generator anspringt. Wir treffen interessante Leute, ein Schwede aus Malmoe, der seit Jahren zwischen Nepal und Indien pendelt und Geld mit Tattoos stechen verdient. Arbeitsgenehmigung? Ich habe mich in Schweden schon nie an Regeln gehalten, warum sollte ich es hier tun? Er gibt uns viele Tips zu unserer Rueckreise nach Indien.
Beim Mittagessen am naechsten Tag lernen wir eine aeltere Frau aus Pakistan kennen. Sie kommt aus einer sehr reichen Familie und lebt in Kanada und Indien. Sie meint, es stimmt, Pakistan ist ein sehr fanatisches Land bezueglich des Islam. Das kann man am besten aus der gemeinsamen Geschichte mit Indien verstehen, in der immer die Konkurrenz zwischen Hindus und Moslems gegenwaertig war. Sie selbst hat nie geheiratet, da es in ihrer Familie unmoeglich war, einen Nicht-Sunniten zu heiraten. Versuche ihrer Geschwister, das zu tun, wurden mit Verstoss aus der Familie und meistens auch aus dem Land bestraft. Eine sehr interessante Frau, mit der wir uns gerne laenger unterhalten haetten. Aber wir muessen weiter, morgen frueh um sieben geht es zurueck nach Indien.