Am persischen Golf, Bandar Abbas
14.07.2013
Nach einem weniger schoenen Stop in einer ziemlich uebel dreckigen Absteige in Shiraz, sind wir auf dem Weg nach Bandar Abbas. In Shiraz konnten wir wenig Anzeichen der ehemaligen Stadt der Dichter und Denker finden, an jeder Ecke Baustellen und Muell in den Strassen, wie wir es noch in keiner anderen Stadt im Iran gesehen hatten. Ganz schoen war, dass wir hier doch ein paar Leute getroffen haben, um uns auszutauschen. Frank und Daniel, 2 Radfahrer sind hier und wie es der Zufall will, finden wir heraus, dass Frank ein Kollege von Konrad aus Luzern ist, so klein ist die Welt!
2 Spanier mit einem Landcruser und Stephanie und Florian aus Muenchen sitzen noch an unserem Tisch, sie haben auch einen T4 Diesel mit Hochdach und wir eroertern unsere Werkstattaufenthalte, Spritverbrauch, die Moeglichkeit eine Klimaanlage nachzuruesten und vieles mehr ...
Wir sind trotz dass es spaet wurde am letzten Abend schon um 6 auf den Beinen und um halb 7 startklar. In unserem Zimmer stinkt es so, dass wir bestimmt die naechsten 100 km noch den Geruch in der Nase haben. Vom Zwischenstop in Darab bekommen wir wenig mit, wir verkriechen uns in unser klimatisiertes Zimmer und der Bus kann leider nur in der Sonne parken. Als wir gegen Abend nochmal los wollen, verbrennen wir uns schon an den Tuergriffen die Finger - vergessen wir es. Der Sonnenuntergang ist ganz dramatisch, mit Bergen im Hintergrund und am naechsten Morgen werden wir sehr herzlich verabschiedet, man will Fotos von uns und dem Bus und beides zusammen. Die restlichen 330 Kilometer nach Bandar Abbas sind wieder mal heiss, es geht ein Stueck durch die Berge auf wie gewohnt guten Strassen. An einer Pass-Strasse winkt uns ein Peugeot rechts ran, was will der denn? Eine Frau kommt zum Auto mit einem grossen Obstkorb mit Trauben, Aepfeln, Kirschen und Pfirsichen, wir sollen alles nehmen. Wie nett und genau das richtige bei der Hitze!
Schon wieder anhalten? Diesmal wars die Poizei und Patrice ungefaehr 30 kmh zu schnell. Super, da stehen wir jetzt in der Hitze. Zum Glueck ist man gespraechsbereit, mit der Bemerkung, wir sollen doch naechstes Mal bitte langsamer fahren, laesst man uns gehen.
Bandar Abbas ist der groesste iranische Hafen am persischen Golf und der Verkehr gleich mal chaotisch. Man hat sich gedacht, die Querstrassen zur Imam Khomeini, der Hauptstrasse, muessten Linksverkehr bekommen, ein Vorgeschmack fuer Indien? Wir kaempfen uns durch und finden ein Hotel direkt am Meer. Da die Stadt laut Lonely Planet KEINE Sehenswuerdigkeiten besitzt - als waere das Meer selbst und die lange Uferpromenade nicht sehenswert genug -, koennen wir uns ganz auf die organisatorischen Dinge konzentrieren. Und dies mal wieder entweder sehr frueh morgends oder nachts. Wir sitzen also am naechsten Morgen in einem Buero am Hafen und buchen einen Container fuer Pingu nach Nhava Sheva, dem Hafen von Bombay. Dies scheint kein groesseres Problem zu sein, das Schiff geht in einer Woche. Dann lernen wir den Mann vom Zoll kennen, der nun leider gar kein Englisch kann. Er will uns in 2 bis 3 Tagen anrufen, um die Zollabfertigung zu machen. Sehr gut!
Wie sich spaeter noch herausstellt, sind Frauen und Kinder im gesamten Hafen nicht zugangsberechtigt, Patrice muss also alles alleine machen und die Kinder duerfen die versprochenen grossen Schiffe diesmal nicht sehen:-(
Ach ja, da faellt mir ein, dass in 2 Tagen der Ramadan beginnt und ich frage sicherheitshalber nach den Buerozeiten. Alles wie gehabt, meint Abbas, der gut englisch spricht und etwas leiser: es gibt hier genug Leute, die trotzdem essen und trinken..
Waehrend der einen Stunde, die wir im Buero sitzen, kommt bestimmt 5 Mal ein Mann mit einem Tablett vorbei, der Tee ausschenkt. Die Angestellten muessen noch nicht mal aufstehen, das waere doch mal ein schoener Service bei uns zuhause :-)) von den ganzen Suessigkeiten, die man unseren Kindern wieder zuschiebt will ich gar nicht mehr sprechen, bald wirds mal Zeit fuer den Zahnarzt..
Wir packen unsere Rucksaecke mit dem noetigsten fuer die naechsten paar Tage, unsere Kinder rennen schon begeistert mit ihren kleinen Rucksaecken durchs Hotel. Bin mal gespannt, ob das so bleibt, wenn sie erst gefuellt sind.
Und hier der Exklusivbericht vom Hafen:
Nach drei Tagen laufen zwischen 38 Grad im Schatten und klimatisierten Buerogebaeuden ist der Pingu nun sicher verzurrt im verplompten Container und am Montag soll es per Schiff nach Mumbai gehen. Die Schwierigkeiten lagen zum einen am Carnet (wir hatten unser Visum verlaengert, aber fuer das Auto haetten wir dies auch tun sollen), zum Anderen an der Sprache Persisch gegen Englisch und zu guter Letzt an der Anmeldung von mir, damit ich in den Hafen komme. Im Hafen sind nur Maenner erlaubt und zum Zutritt benoetigt man vier Unterschriften in drei verschiedenen Gebaeuden.
Dies alles ging nicht ohne Verluste ab. Leider musste ich am letzten Tag feststellen, dass man unsere Kuehlerfigur (den heissgeliebten Pingu) gestohlen hat. Dies fuehrte zu einem traenenreichen Abend der Kinder. Wir koennen Vasco nur damit troesten, dass wir im Hegaublick mal wieder ein Eis essen gehen, um Pingu wiederzubekommen...
Unseren letzten Tag im Iran verbringen wir auf dem Bazar, um eine neue Kamera fuer Patrice zu kaufen. Sima wollte auch mal ein Foto machen und hat die Kamera dabei aus Versehen weggeworfen. In Bandar Abbas gibt es ein Ueberangebot an saemtlichen Elektrogeraeten, vor allem aus China, wir finden auch bald eine Samsung, vielleicht ist sie sogar robuster als die alte Canon.
Und am Abend noch zum Kavooki Restaurant, das unter den Einheimischen nur Kentucky genannt wird und wohlbekannte Haehnchenteile im Angebot hat. Fisch essen waren wir auch schon, klar in einer Hafenstadt, nur brauchten wir dazu erst mal eine halbe Stunde, bis uns ein englisch-sprechender Gast die Karte uebersetzt hatte, die Kinder quengelnd im Hintergrund....
Im Park treffen wir eine Familie aus dem kurdischen Teil des Iran, sie kamen mit dem Auto, immerhin auch 2500 Kilometer weit, die einzigen Touristen, die wir hier gesehen haben und eine letzte Fotosession, das muss schon sein.