Haengematte unter Kokospalmen - Goa
Mittwoch, 11. September 2013
Auf der 12-stuendigen Fahrt nach Goa sehen wir so allerhand seltsame Fortbewegungsmittel, unter anderem ueberholen wir einige Tata-Trucks ohne Karosserie. Die Fahrer winken uns freundlich aus ihrer Freiluftkabine zu. Nach einem guten Stueck Highway queren wir die Western Ghats durch eine beeindruckende Landschaft vorbei an Wasserfaellen und Dschungel. Vor uns haelt ein kleiner Suzuki PKW, der Fahrer und die 4 Mitfahrer eilen sturzbesoffen zum Wasserlassen, keiner ging wirklich geradeaus. Hari hatte uns schon gesagt, dass Alkohol am Steuer ein Problem ist, vor allem je spaeter der Abend.
Es daemmert schon, als wir in Arambol im Norden Goas ankommen. Wir stellen erst mal fest, dass es nicht so einfach ist, einen Stellplatz direkt am Strand zu finden, es ist alles ziemlich zugebaut. Der einzige Weg zum Strand ist sehr schmal, selbstbewusst fahren wir in den Sand, es gibt ja sowieso keine andere Moeglichkeit zum Wenden. Hier koennen wir nicht bleiben, zumindest nicht ueber Nacht. Das war fast klar. Der Weg bergauf ist ungleich schwieriger, ich reibe mir die Haende - ENDLICH! Unsere von Deutschland mitgebrachten Sandblechefür die Räder werden zu ihrem ersten Einsatz kommen! Aber nach einem spektakulaeren Reifendurchdreher trifft Pingu auf einen griffigen Stein und schafft es doch alleine. Wir verbringen die Nacht in einem Schlammloch auf dem oeffentlichen Parkplatz. Jegliche Romantik ist dahin - das kann es nicht gewesen sein!
Beim Fruehstueck finden wir ein paar nette Strandhuetten, die gut hinter blauen Plastikplanen versteckt sind. Es ist keine Saison, sondern Monsoon, und daher ist fast alles geschlossen. Spaeter erfahren wir, dass es sogar verboten ist, vor Mitte Oktober Strandhuetten zu vermieten. Entsprechend wenig ist in den Strandortenlos; in Arambol gibt es immerhin ein paar Restaurants, ein paar wenige Touristen sind da, ansonsten kann man den Fischern zuschauen. Dieser Eindruck ist ganz weit weg von meinem bisherigen Bild von Goa mit abgefahrenen Full-Moon-Parties und vollen Straenden. Erst mal wollen wir uns nicht damit abfinden, dass es keinen Platz am leeren Strand geben soll, an dem wir ein paar Tage campen koennen. Deshalb fahren wir nach Mandrem und Vagator und finden - nichts. Also müssen wir zurueck zu den Strandhuetten von Arambol. Wir parken vor dem Tempel und nachdem wir unser Gepaeck zur Huette geschleppt haben, kann der Urlaub beginnen.
Die Zeit vergeht schnell, wir lernen einen Englaender kennen, der hier lebt und waehrend der Saison Beach Surfing anbietet. Jetzt sitzt er den ganzen Tag teetrinkend im Restaurant und meint, irgendwann werde er zurueck nach England wollen, aber nicht in naher Zukunft. Er kam vor 18 Jahren mit 2 Autos und seinem Equipment von England hierher, natuerlich ueber Quetta, Pakistan und er hat jede Menge Geschichten auf Lager. Abends gehen wir in einem der Restaurants Red Snapper essen, so wird es nie langweilig.
Da wir aber auch die kulturelle Seite Goas sehen wollen (damit es nachher nicht heisst, sie sitzen nur am Strand) und euch natuerlich berichten wollen, packen wir nach 5 schoenen Tagen den Bus und fahren erst mal nach Old-Goa, der ehemaligen Hauptstadt. Goa war seit 1510 portugiesisch und kam erst zu Indien, als 1961 die indische Armee einmarschierte. Der Grossteil der Bevoelkerung ist also christlich bzw. roemisch-katholisch und Old-Goa besteht fast nur aus Kirchen. Da ist erst mal die Kathedrale, die groesste Kirche Asiens mit barocker Innenausstattung und gleich gegenueber eine Basilika aus rotem Sandstein. Nach dieser Ueberdosis Kultur fahren wir weiter zu der Stadt Vasco da Gama, eigentlich nur des Namens wegen und schlendern ueber den kleinen Fischerei-Hafen. Dabei erstehen wir ein Kilo frischen Fisch fuer 3 Euro, den wir an unserem imaginaeren Strandstellplatz grillen wollen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Da wir einige Reiseberichte gelesen hatten, in denen Agonda war als geeigneter Stellplatz fuer Overlander erwaehnt wird (wie auch Arambol und Vagator) fahren wir also in Agonda Richtung Strand. An der Kirche sieht uns ein Mann auf einer Enfield, er winkt, wir sollen ihm folgen. Und kurz darauf stehen wir auf einem riesigen Platz mit Kokospalmen direkt am Strand. Der Mann meint, zur Hochsaison stehen hier manchmal 40 Busse. Heute sind wir die einzigen. Zufrieden springen wir erst mal ins Wasser und braten dann den Fisch zum Abendessen.
Nach 3 Tagen im Paradies ist unser Wassertank fast leer und das Gas zum Kochen ebenfalls. Die Kinder, die sonst eher Schwachesser sind, haben hier ploetzlich zu jeder Tageszeit einen Riesenappetit und wollen staendig futtern. Meine Mutter haette dazu gesagt, es laege an der frischen Luft. Jjedenfalls muessen wir jetzt unsere Vorraete dringend aufstocken. Die Versorgung an Fisch und Krabben ist zwar durch die Fischer sichergestellt, die hier jeden Morgen vorbeikommen und manchmal tauchen auch Maenner auf, die uns Kokosnuesse vom Baum holen, aber ein bisschen Gemuese waere schon nicht schlecht. Etwas ernuechtert kommen wir aus Chaudi zurueck, unser Wassertank ist zwar voll, dafuer wird es wohl in ganz Indien keine passende Kartusche fuer unseren Campingaskocher geben. Also gut, wenn die Kartusche leer ist, muessen wir das Paradies eben verlassen, oder wir essen rohen Fisch und lassen unsere Kinder verhungern. Oder es kommt jemand vorbei, der uns einen Kocher leiht....
Als haetten wir sie bestellt, kommen also Regina und David aus Oesterreich mit ihrem VW LT hier an, wir haben Nachbarn und begruessen die ersten Overlander, die wir seit Ewigkeiten treffen wie alte Freunde. 'Hey, wir haben eueren Bus in Istanbul gesehen', meint Regina. Wir waren also fast zeitgleich unterwegs mit dem Unterschied, dass die beiden im Konvoy mit 4 Deutschen durch Pakistan gefahren sind. 'Es war die Hoelle, keine Hygiene, wir wurden alle krank vom Essen und dazu 15 Bewaffnete, die mitfuhren und vor dem Hotel Wache schoben'. Nach Pakistan, weiteren 2000 Kilometer durch Nordindien und einer komplett demolierten Stosstange (kleiner Unfall) sind sie ungefaehr so erholungsbeduerftig wie wir. Und sie leihen uns einen fast unbenutzten Gaskocher mit einer 5kg Propangasflasche, die sollte reichen. Wir bleiben nochmal 3 Tage, veranstalten einen Grillabend mit 4 grossen Fischen und geniessen unseren Strandurlaub.
Wenn ihr bei den beiden vorbeischauen wollt, koennt ihr das unter >>>BluffgoesBluff
Es wird sicher noch interessant, da sie planen, durch Burma zu fahren. Anscheinend ist es mittlerweile tatsaechlich moeglich, mit einer gefuehrten Tour ein Visum zu bekommen. Fuer ihren Bus, der in keinen Container passt, die beste und guenstigste Loesung, falls es funktionniert. Ich bin da gespannt. Anscheinend hat im Februar eine Reisegruppe den Praezedenzfall geschaffen, und das gleich mit 20 Fahrzeugen!
Die letzten 3 Tage in Goa verbringen wir in Palolem. Der Ort war bei den 68-ern sehr beliebt und auch jetzt ist hier wesentlich mehr los als in Agonda. Wir legen einen kleinen Werkstattstop ein, 2 Rueckholfedern in den hinteren Trommelbremsen waren zerbroeselt, entweder durch die vielen Erschuetterungen oder das lange Stehen im Container mit angezogener Handbremse.
One Step at a time - Geld, das ankommt
Dienstag, 10. September 2013
Jetzt noch ein kleiner Aufruf zu einer guten Sache:
Wenn man nicht mit verschlossenen Augen durch Indien laeuft, wird einem eines recht bald auffallen - die Armut, Menschen, die im Dreck leben und nicht genug zu essen haben, es gibt zu viele davon, immer noch, trotz Wirtschaftsaufschwung und Entwicklungshilfe. In Palolem treffen wir einen interessanten Mann, Max Chandra, Englaender mit indischer Mutter, der irgendwann genug hatte von seiner steilen Karriere in England, nach Indien kam und anfing, zu Fuss durchs Land zu laufen und den Menschen zu helfen, wo die Not am groessten ist.
Seine letzte Tour ging von Delhi nach Leh und dann in die Ueberschwemmungsgebiete am Ganges. Die Doerfer sind zum Teil seit Juni von der Aussenwelt abgeschnitten, manche komplett zerstoert und die Menschen brauchen dringend Hilfe. One Step at a time ist eine gemeinnuetzige Organisation, das ganze gespendete Geld kommt da an, wo es hingehoert, naemlich bei den Menschen, davon sind wir ueberzeugt.
Ihr koennt euch mal Max Chandras Projekte anschauen unter www.onestepatatime.in (momentan unter Wartung) oder in facebook >>>one step at a time.
Wenn ihr etwas Sinnvolles tun und spenden wollt, sollte das per internationaler Ueberweisung auf folgendes Konto funktionnieren:
One step at a time Charitable Foundation
Bank: HDFC
Kto: 12622020000013
BIC: HDFC0001262
Oder ihr ueberweist an unser deutsches Konto mit entsprechendem Vermerk und wir leiten es dann weiter:
Patrice Hilser/Martina Sauter
Kto: 5405863337
BLZ: 50010517
bei Ing-Diba