Am Van-See
Freitag, 31.05.2013
Beim Anblick des riesigen Sees auf unserer Karte ist der erste naive Gedanke natuerlich: Badesachen griffbereit und einen geeigneten Platz finden zum reinspringen!
Die geographischen und infrastrukturellen Gegebenheiten ernuechtern uns dann etwas. Der Van-See, der groesste See der Tuerkei ist ca. 7 mal so gross wie der Bodensee, liegt auf 1700m Hoehe und ist dadurch entstanden, dass bei einem Vulkanausbruch sein Abfluss verstopft wurde. Ein natuerlicher Stausee sozusagen. Das Wasser ist stark sodahaltig, sodass bei einem ph-Wert von 9 die Fische nur im Bereich der Zufluesse existieren koennen. Der See ist von einigen der hoechsten Berge der Tuerkei umgeben, die alle schneebedeckt sind.
Bei unserer Ankunft in Tatvan geraten wir in einen ziemlich heftigen Hagelschauer bei ungefaehr 10○C! Die anschliessende Suche nach einem Campingplatz bleibt erfolglos, auch nach 60 km Kuestenstrasse. Tourismus scheint hier ein Fremdwort zu sein. Zudem Wiese zwischen Huehnern und grasenden Kuehen. Die Frau beim angrenzenden Bauernhof gibt uns zu verstehen, dass wir bleiben koennen, na gut, ueberredet. Die Kinderschar ist sehr interessiert an unserem Bus und dadurch haben unsere beiden Kinder endlich lange keine Langeweile mehr. Sie bauten zusammen einen Damm am kleinen Bach und angeln.
Am naechsten Morgen begruesst uns die Sonne und wir haben kaum unseren tuerkischen Kaffee auf dem Kocher gekocht, da winkt uns die Frau von gestern. Sie ist die Baeckerin im Dorf und backt in einem einfachen Erdofen grosse Fladenbrote. Obwohl ich eigentlich nicht so müchte, drueckt sie mir 3 Brote in die Hand. Wer kann soviel Brot essen?
Gegen Nachmittag wird es tatsaechlich angenehm warm, Patrice wagt den Sprung ins Wasser, er ist aber schnell wieder draussen, brrrrr ist das kalt!! Einen komischer Schmierfilm hat er danach auf der Haut. Naja, es hatte einen Versuch wert.
Die Verstaendigung ist schwierig, ausser 'hello' hoert man hier kaum englisch. Unser urspruenglicher Plan, die Faehre nach Van zu nehmen ist dadurch gescheitert, dass wir nach einer halben Stunde 'Konversation' nur herausfinden konnten, dass die Faehre abends zwischen 8 und 9 faehrt, aber beim Fahrplan fuer den naechsten Morgen wurde es sehr schwierig, etwas zu deuten..deshalb darf Pingu sich also doch nicht ausruhen und muss die Nordroute um den See herum fahren.
Adilcevac ist eine nette Kleinstadt mit einem lebendigen Markt. Ausserhalb der Stadt sehen wir etwas, was ich bisher nur in der tibetischen Hochebene, auf der es ja wegen der Hoehe keinerlei Baeume gibt, gesehen habe: sie trocknen Kuhdung, um zu heizen! Es gibt zugegeben auch hier nur wenig Holz und kalt wird es allemal.
Jetzt sind wir bereits in Dogubayazit, der Grenzstadt zum Iran und genau das ist sie auch: eine Bordertown. Die Fahrt hierher laesst uns unsere Aussage, die Strassen in der Tuerkei seien in gutem Zustand revidieren, eine Baustelle loest die naechste ab, wir erwischen mindestens 4 der tausend Schlagloecher und auf dem letzten Pass ueber 2600m geraten wir in einen Schneeschauer, in Minuten ist die Strasse weiss, genauso schnell ist der Spuk vorbei. Ausser dem Anblick des Ararat und einem riesigen Palast hat Dogubayazit nicht viel zu bieten, in den Strassen herrscht Hektik, wie wir sie nicht mehr gewohnt sind. Wir wohnen zuerst im Murat-Camping auf dem Berg mit tollem Blick auf die Stadt, der Platz ist weit ueber die tuerkische Grenze bei Overlandern bekannt als Treffpunkt fuer eine Weiterreise in den Iran. Wir sind bislang die einzigen Overlander hier. Soll das ein Zeichen sein? Die Naechte sind windig und kalt auf ueber 2000m Hoehe und deshalb sind wir heute umgezogen zu Bertil, einem Hollaender, er hat zusammen mit einem Kurden einen Campingplatz am Stadtrand und kommt seit 25 Jahren nach Ostanatolien. Er erzaehlt uns, dass in Erzurum momentan 30 Leute auf ein Visum warten und dies nicht bekommen wegen den anstehenden Praesidentenwahlen. Die Grenze sei aber offen - zum Glueck!
Wir werden versuchen euch auch aus dem Iran auf dem Laufenden zu halten. Da wir aber bislang nicht wissen, wie oft oder von wo wir ins Internet koennen und welche Seiten ueberhaupt zugaenglich sind (man hoert Facebook sei gesperrt...), kann es sein, dass der naechste Bericht etwas auf sich warten laesst. Wir sind auf alle Faelle neugierig und gespannt auf das neue Land. Wann genau wir ausreisen, wissen wir noch nicht, im Iran sind jetzt 3 Feiertage in Folge und wir wollen noch unsere Alkoholvorraete aufbrauchen, vor allem um den Chianti waere es schade:-))