Undertable Money - Medan, Indonesien
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Im Flugzeug von Kuala Lumpur nach Medan sind wir die einzigen 'Weissen', die Stewardess fragt mal sicherheitshalber, ob wir nicht vielleicht im falschen Flieger sitzen: 'you want to Medan??'
Schon beim Einchecken kann man klar erkennen, wo die Reise hingeht. Indonesier schaffen es einfach nicht, sich in eine Schlange 'korrekt' einzureihen. Man steht irgendwo, Trolleys kreuz und quer und knallt am besten gleich mal seinen Pass mit dem Ticket vorne auf den Tresen, damit man auch ohne Anstehen an die Reihe kommt. Genauso chaotisch geht es weiter, der Flieger ist grade gelandet, hat noch lange nicht geparkt, da stehen alle gleichzeitig auf und versuchen im entstehenden Chaos ihre Taschen zu erwischen. Wir sind in Indonesien!!
..und landen auf einem grossen, schoenen neuen Flughafen ausserhalb von Medan. Der alte Flughafen Polonia befand sich mitten in der Stadt, fuer uns sehr praktisch, aber fuer die Anwohner bestimmt nicht so schoen. Der wunderbare Duft von Nelken-Zigaretten liegt in der Luft. In der Stadt dann 'mati lampu'- Stromausfall, passiert jeden Tag mehrfach, meint der Taxifahrer, vielleicht hat man ja kein Geld mehr wegen dem neuen Flughafen?
In Wirklichkeit ist ein Erdbeben vor ein paar Wochen schuld, das in den umliegenden Bergen war und viele Leitungen lahmgelegt hat. Dauert bestimmt noch einige Wochen, meint Ronna, eine alte Bekannte von uns, die wir am naechsten Tag treffen.
Ronna hatte ein Guesthouse mit dem Namen 'Spoutnik' in einem alten Kolonialhaus mitten in Medan, als ich vor einigen Jahren hier war. Mittlerweile ist sie umgezogen, das heisst sie wurde aus dem alten Haus rausgeworfen, da sie es nur gemietet hatte. Damals war sie schon mit Stefan, einem Deutschen verheiratet. Jetzt ist ihr Guesthouse an der Jln. Sisingamangaraja (wer das aussprechen kann ohne zu stottern, erhaelt einen Orden) und ihr Mann ist vor 5 Monaten gestorben. Ronna bittet mich, mit ihren Schwiegereltern zu sprechen, da sie kein Englisch verstehen. Sie braucht dringend Geld, um die Miete zu bezahlen und noch einen Kredit bei der Bank. Ich mag Ronna, deshalb helfe ich ihr gerne und ich habe den Eindruck, dass sie alleine an allen Fronten kaempft und ihren Mann wirklich vermisst.
Am Freitagmittag ist das Schiff angekommen und wir fahren zum Hafen, um den Zoll zu erledigen. Mit uns kommt die Chefin der Importabteilung und Lilly, die die Zollabfertigung machen soll. Kurz vor dem Hafen stehen wir im LKW-Stau, wir treffen einen Mitarbeiter der beiden und Patrice steigt auf den Roller um, da der Zoll schon wartet und der Container offen ist. Kurze Zeit spaeter bekommt Lilly einen Anruf und meint zu mir: 'euere Motornummer ist falsch!' Ich setze natuerlich eine Unschuldsmiene auf die sagen soll 'keine Ahnung, was ist das?', denke aber bei mir:'mist, jetzt haben sie uns'.
Wir sollen zum Zoll kommen und das erklaeren, sonst gibt es keine Unterschrift. Der Beamte, den wir treffen ist freundlich, hoert sich unsere Erklaerungen an und wuenscht uns dann laechelnd eine gute Reise.
Lilly telefonniert eine Ewigkeit, der Bericht muss gefaelscht werden, was nicht so einfach ist, da auch eine ausgezeichnete Fotodokumentation vorhanden ist, die dem Bericht angehaengt werden muss.
Eine Stunde spaeter heisst es, alles klar, wir haben die Unterschrift und koennen zurueck in die Stadt fahren. Am naechsten Morgen sollen wir ins Buero kommen, um zu bezahlen und koennen dann unser Auto im Containerdepot abholen. Wir fragen nach ungefaehren Kosten und bekommen spaet abends folgende sms von Lilly, die ich mal im Original wiedergebe:
Hi, pls be informed charges for clearing the car as follows: clearance documents Rp 1.000.000, cargo inspection Rp. 1.500.000, trucking to depot Rp.700.000, unstuffing Rp. 500.000, undertable money (for different machine no.) Rp 2.000.000, handling fee Rp. 1.000.000, invoice from shipping line Rp. 2.000.000
Obwohl wir in Indonesien ganz klar Millionaere sind, sind 2 Mio Rupiah doch deutlich ueber 100 Euro! Ein Posten, von dem sich der Beamte was schoenes kaufen kann. Wir verbuchen es unter dem Kapitel Erfahrungen, vielleicht auch gut so, denn was haetten wir gemacht, wenn der Gute nicht korrupt waere?
Im Buero begruesst uns die Chefin und reicht mir gleich die Rechnung. Mich trifft schier der Schlag, die 2 Mio. stehen dort schwarz auf weiss als 'undertable money' ausgewiesen. Ich schaue sie an und sage, dass ich nicht gedacht haette, dass dieser Betrag auf der Rechnung erscheint. Sie faengt laut an zu lachen und meint: das ist so in Indonesien und ihr kennt ja die Situation...
Spaeter im Containerdepot werden wir noch freundlich gebeten, doch nun bitte den Aufkleber mit der Motornummer zu entfernen. Aber bitte, gerne, der hat uns genug geaergert!
Bevor wir nach Hause in die Jln. Sisingamangaraja fahren, schauen wir noch nach einer Werkstatt, um den Keilriemen zu tauschen. Dabei sieht Patrice, dass der Stabi aus der Gummilagerung gerutscht ist. Ein paar Schlaege mit dem Hammer und alles ist verbogen, aber wieder fest drin.
Am Abend haben wir eine Verabredung mit 4 Studentinnen, die deutsch lernen und uns interviewen wollen. Der Abend wird lustig, denn Vasco erzaehlt Geschichten von Nemofischen, die er gesehen hat ( im Aquarium in KL), und vieles mehr, endlich kann ihn wieder jemand verstehen, ausser seinen langweiligen Eltern...
Info: Samstag, 05.10: Letzte Etappe MEDAN - Banda Aceh
Noch 607 km Strecke bis nach Banda Aceh und dem Reiseziel. Sie könnten es schaffen. Drücken wir den Vieren die Daumen. Wir wünschen viel Glück, banyak rejeki, good luck. May your aim come true....